Der Unterschied zwischen Anwendungsentwicklung und Daten- und Prozessanalyse
Mit der Neuordnung der IT-Berufe im Jahr 2020 wurden zwei neue Fachrichtungen für Fachinformatiker eingeführt. Neben den bekannten Fachrichtungen Anwendungsentwicklung und Systemintegration gibt es jetzt auch die Fachrichtungen Daten- und Prozessanalyse sowie Digitale Vernetzung.
Besonders die Fachrichtungen Anwendungsentwicklung und Daten- und Prozessanalyse werden oft verwechselt, da in beiden Bereichen mit Daten und Software gearbeitet wird. Die Unterschiede liegen jedoch in der konkreten Ausrichtung: Während Anwendungsentwickler Software programmieren und neue Anwendungen erstellen, analysieren und optimieren Daten- und Prozessanalytiker bestehende Systeme und Abläufe.
Die ersten 18 Monate der Ausbildung sind in beiden Fachrichtungen identisch. In dieser Zeit lernst du die grundlegenden IT-Kompetenzen wie den Umgang mit Datenbanken, Programmierung und IT-Sicherheit. Erst danach spezialisierst du dich in deiner gewählten Fachrichtung.
Die Fachrichtung Anwendungsentwicklung ist seit 1997 etabliert und wird von vielen Unternehmen ausgebildet. Die neue Fachrichtung Daten- und Prozessanalyse wird dagegen bisher von weniger Betrieben angeboten, da sie erst 2020 eingeführt wurde. Sie wurde als Reaktion auf die zunehmende Bedeutung von Datenanalyse und Prozessoptimierung in Unternehmen geschaffen.
Die Fachrichtung Anwendungsentwicklung im Detail
Als Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung konzentrierst du dich auf die Entwicklung und Programmierung von Softwarelösungen. Du konzipierst und erstellst kundenspezifische Anwendungen und kümmerst dich um deren Qualitätssicherung. Dabei arbeitest du mit verschiedenen Programmiersprachen und Entwicklungsumgebungen.
In der Ausbildung lernst du, wie du Softwareprojekte von Anfang bis Ende betreust. Das beginnt bei der Analyse der Kundenanforderungen, geht über die Planung und Entwicklung bis hin zu Tests und der Einführung der fertigen Software. Ein wichtiger Teil deiner Arbeit ist auch die Dokumentation des Programmcodes und die Einweisung der Nutzer in die neue Software.
Typische Einsatzgebiete sind:
- Entwicklung von kaufmännischen Systemen wie Warenwirtschaft oder Buchhaltung
- Programmierung technischer Systeme für die Produktion
- Erstellung von Expertensystemen
- Entwicklung mathematisch-wissenschaftlicher Anwendungen
- Gestaltung von Multimedia-Systemen
Die Ausbildung wird von verschiedenen Unternehmenstypen angeboten:
- IT-Dienstleister und Softwarehäuser
- Große Unternehmen mit eigener IT-Abteilung
- Öffentliche Verwaltungen
- Industrieunternehmen
Der Arbeitsalltag ist geprägt von Projektarbeit. Du arbeitest oft im Team mit anderen Entwicklern zusammen und stimmst dich regelmäßig mit Kunden ab. Dabei nutzt du agile Entwicklungsmethoden und moderne Werkzeuge zur Versionsverwaltung und Qualitätssicherung.
Die Verdienstmöglichkeiten sind attraktiv: Das durchschnittliche Bruttogehalt liegt bei 4.483 € monatlich, wobei die Spanne von 3.501 € bis 5.934 € reicht. Während der Ausbildung erhältst du je nach Betrieb und Region zwischen 900 € im ersten und 1.100 € im dritten Ausbildungsjahr.
Die Fachrichtung Anwendungsentwicklung bietet sehr gute Karriereperspektiven. Nach der Ausbildung kannst du dich zum IT-Entwickler weiterbilden oder ein Informatik-Studium anschließen. Viele Absolventen spezialisieren sich auch in bestimmten Programmiersprachen oder Technologien.
Die Fachrichtung Daten- und Prozessanalyse im Detail
Als Fachinformatiker für Daten- und Prozessanalyse konzentrierst du dich auf die Analyse und Optimierung von Arbeits- und Geschäftsprozessen. Du untersuchst große Datenmengen, identifizierst Muster und leitest daraus Verbesserungsvorschläge ab. Deine Arbeit hilft Unternehmen dabei, ihre Abläufe effizienter zu gestalten und datenbasierte Entscheidungen zu treffen.
In der Ausbildung lernst du, wie du Daten aus verschiedenen Quellen zusammenführst und analysierst. Du arbeitest mit Werkzeugen des maschinellen Lernens und entwickelst Lösungen zur Prozessoptimierung. Dabei ist der Datenschutz ein wichtiger Aspekt deiner Arbeit - du stellst sicher, dass alle Analysen den gesetzlichen Anforderungen entsprechen.
Typische Einsatzgebiete sind:
- Prozessoptimierung in Produktion und Verwaltung
- Prozessmodellierung für digitale Transformationsprojekte
- Qualitätssicherung durch Datenanalyse
- Medienanalyse und Auswertung von Nutzerdaten
- Entwicklung und Betreuung von Suchdiensten
Diese neue Fachrichtung wird bisher hauptsächlich von folgenden Unternehmen ausgebildet:
- Große Industrieunternehmen mit eigener Prozessanalyse-Abteilung
- Beratungsunternehmen für Digitalisierung
- Technologiekonzerne mit Fokus auf künstliche Intelligenz
- Forschungseinrichtungen und Labore
Der Arbeitsalltag unterscheidet sich deutlich von der Anwendungsentwicklung. Statt Software zu programmieren, arbeitest du hauptsächlich mit Analyse-Tools und Datenbanken. Du erstellst Auswertungen, visualisierst Ergebnisse und präsentierst Optimierungsvorschläge. Dabei arbeitest du eng mit Fachabteilungen und dem Management zusammen.
Die Verdienstaussichten sind ähnlich wie in der Anwendungsentwicklung: Das durchschnittliche Bruttogehalt liegt bei 4.497 € monatlich, mit einer Spanne von 3.484 € bis 6.177 €. Da die Fachrichtung neu ist, gibt es noch weniger Erfahrungswerte zur Ausbildungsvergütung - sie orientiert sich aber an den anderen IT-Berufen.
Da die Fachrichtung erst 2020 eingeführt wurde, ist das Ausbildungsangebot noch begrenzt. Die Nachfrage nach Fachkräften in diesem Bereich steigt jedoch stark an, da immer mehr Unternehmen ihre Prozesse digitalisieren und optimieren wollen. Die Zukunftsaussichten sind daher sehr gut.
Welche Fachrichtung passt zu mir?
Die Wahl zwischen Anwendungsentwicklung und Daten- und Prozessanalyse hängt von deinen persönlichen Stärken und Interessen ab. Hier sind die wichtigsten Entscheidungskriterien für beide Fachrichtungen:
Die Anwendungsentwicklung ist die richtige Wahl für dich, wenn du:
- Freude am Programmieren und Erstellen von Software hast
- gerne kreative Lösungen entwickelst
- dich für verschiedene Programmiersprachen interessierst
- konkrete Produkte erschaffen möchtest
- lieber technisch als betriebswirtschaftlich arbeitest
Die Daten- und Prozessanalyse passt besser zu dir, wenn du:
- gerne Zusammenhänge analysierst und Muster erkennst
- dich für Geschäftsprozesse und deren Optimierung interessierst
- gerne mit Zahlen und Statistiken arbeitest
- kommunikativ bist und viel mit Fachabteilungen zusammenarbeiten möchtest
- dich für künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen begeisterst
Die Verdienstmöglichkeiten sind in beiden Fachrichtungen sehr ähnlich und überdurchschnittlich gut. Die Gehaltsspannen unterscheiden sich nur minimal: Anwendungsentwickler verdienen zwischen 3.501 € und 5.934 €, Daten- und Prozessanalytiker zwischen 3.484 € und 6.177 € brutto im Monat.
Bei der Wahl des Ausbildungsplatzes solltest du beachten:
- Die Anwendungsentwicklung bietet deutlich mehr Ausbildungsplätze und Wahlmöglichkeiten
- Bei der Daten- und Prozessanalyse ist das Angebot noch begrenzt, dafür sind die Zukunftsaussichten sehr gut
- Beide Fachrichtungen ermöglichen dir später auch einen Wechsel in den jeweils anderen Bereich
Nach der Ausbildung kannst du in beiden Fachrichtungen:
- Dich zum IT-Spezialisten oder Operativen Professional weiterbilden
- Ein Informatik-Studium anschließen
- Dich in bestimmten Technologien oder Branchen spezialisieren
Die ersten 18 Monate der Ausbildung sind in beiden Fachrichtungen identisch. Du hast also Zeit, dich mit den Grundlagen vertraut zu machen, bevor du dich endgültig spezialisierst.