Zuletzt aktualisiert am 10. Januar 20255 Minuten Lesezeit

Der Unterschied zwischen Systemintegration und Digitale Vernetzung

Mit der Neuordnung der IT-Berufe 2020 wurden die Fachrichtungen der Fachinformatiker-Ausbildung von zwei auf vier erweitert. Neben den etablierten Fachrichtungen Systemintegration und Anwendungsentwicklung gibt es nun auch die Fachrichtungen Digitale Vernetzung sowie Daten- und Prozessanalyse.

Gerade zwischen den Fachrichtungen Systemintegration und Digitale Vernetzung gibt es auf den ersten Blick viele Überschneidungen. In beiden Fachrichtungen arbeitest du mit IT-Systemen und Netzwerken. Der zentrale Unterschied liegt in den Einsatzgebieten: Während Systemintegratoren klassische IT-Infrastrukturen in Unternehmen betreuen, verbinden Fachinformatiker für Digitale Vernetzung IT-Systeme mit Maschinen und Anlagen in der Produktion.

Die ersten 18 Monate der Ausbildung sind in beiden Fachrichtungen identisch. Du lernst die IT-Grundlagen wie Netzwerktechnik, IT-Sicherheit und Projektmanagement. Erst danach spezialisierst du dich: In der Systemintegration konzentrierst du dich auf Server, Clients und Netzwerke in Büroumgebungen. In der Digitalen Vernetzung geht es um die Verbindung von IT mit Produktionsanlagen, Logistiksystemen und anderen technischen Systemen.

Die Fachrichtung Digitale Vernetzung ist noch sehr neu. Aktuell bieten deutlich weniger Betriebe diese Fachrichtung an als die etablierte Systemintegration. Mit zunehmender Digitalisierung der Produktion wird der Bedarf an Fachkräften für die Digitale Vernetzung jedoch steigen.

Fachrichtung Systemintegration im Detail

Die Fachrichtung Systemintegration ist die am häufigsten gewählte Fachrichtung in der Fachinformatiker-Ausbildung. Du findest Ausbildungsplätze in nahezu allen Wirtschaftsbereichen - von IT-Dienstleistern über Industrieunternehmen bis hin zu Behörden und dem Gesundheitswesen. Besonders häufig bilden IT-Systemhäuser, Rechenzentren und größere Unternehmen mit eigener IT-Abteilung aus.

Als Fachinformatiker für Systemintegration planst und realisierst du IT-Systeme. Du installierst Server, Clients und Netzwerkkomponenten und konfigurierst diese nach den Anforderungen der Nutzer. Eine wichtige Aufgabe ist die Administration der IT-Systeme: Du richtest Benutzerkonten ein, vergibst Zugriffsrechte und überwachst die Systemleistung. Auch die IT-Sicherheit liegt in deiner Verantwortung - du implementierst Sicherheitskonzepte und kümmerst dich um Datensicherung und -wiederherstellung.

Die Ausbildungsordnung definiert für die Systemintegration fünf Einsatzgebiete:

  • Rechenzentren
  • Netzwerke
  • Client-Server-Architekturen
  • Festnetze
  • Funknetze

In der Praxis arbeitest du hauptsächlich mit Standard-IT-Systemen wie Windows- oder Linux-Servern, virtuellen Maschinen, Datenbanken und Netzwerktechnik. Du betreust die klassische IT-Infrastruktur, die in jedem modernen Unternehmen benötigt wird. Dein Arbeitsplatz ist meist im Büro oder Rechenzentrum.

Das durchschnittliche Bruttogehalt als Berufserfahrener liegt bei 4.749 Euro pro Monat. Damit verdienen Systemintegratoren etwas mehr als ihre Kollegen aus den anderen Fachrichtungen. Die Jobaussichten sind sehr gut - IT-Fachkräfte werden in allen Branchen gesucht. Nach einigen Jahren Berufserfahrung kannst du dich zum IT-Berater oder IT-Projektleiter weiterbilden oder ein Informatik-Studium anschließen.

Die Systemintegration ist die richtige Wahl für dich, wenn du gerne mit Server- und Netzwerktechnik arbeitest und IT-Systeme für Büroumgebungen planst und betreust. Du solltest technisches Verständnis, Problemlösungskompetenz und Interesse an IT-Sicherheit mitbringen. Da du viel mit Anwendern zu tun hast, sind auch Kommunikationsfähigkeit und Serviceorientierung wichtig.

Fachrichtung Digitale Vernetzung im Detail

Die Fachrichtung Digitale Vernetzung wurde 2020 neu eingeführt und richtet sich gezielt an die Anforderungen der Industrie 4.0. Ausbildungsplätze findest du vor allem in Produktionsunternehmen, bei Anlagenherstellern und Automatisierungsspezialisten. Typische Ausbildungsbetriebe sind Industrieunternehmen mit eigener Fertigung, Hersteller von Produktionsanlagen und Unternehmen aus der Logistikbranche.

Als Fachinformatiker für Digitale Vernetzung verbindest du IT-Systeme mit Maschinen und Anlagen. Du analysierst und planst Systeme zur Vernetzung von Prozessen und Produkten. Eine zentrale Aufgabe ist die Integration von cyber-physischen Systemen - das sind Maschinen und Anlagen, die über Sensoren, Aktoren und eingebettete Software verfügen und mit IT-Systemen kommunizieren.

Die Ausbildungsordnung definiert vier spezifische Einsatzgebiete:

  • Produktionstechnische Systeme
  • Prozesstechnische Systeme
  • Autonome Assistenz- und Transportsysteme
  • Logistiksysteme

In der Praxis arbeitest du mit spezieller Automatisierungstechnik wie SPS-Steuerungen, Sensoren und industriellen Netzwerkprotokollen. Du konfigurierst die Kommunikation zwischen Maschinen und IT-Systemen, überwachst Produktionsprozesse und implementierst Systeme zur vorausschauenden Wartung. Dein Arbeitsplatz ist oft direkt in der Produktion oder in technischen Büros.

Die Ausbildungsinhalte sind stark auf die Vernetzung in der Industrie ausgerichtet. Du lernst, wie Maschinen und Anlagen digital vernetzt werden, wie Daten aus der Produktion erfasst und ausgewertet werden und wie autonome Systeme in der Fertigung und Logistik funktionieren. Ein wichtiger Aspekt ist auch die IT-Sicherheit in der vernetzten Produktion.

Das durchschnittliche Einstiegsgehalt liegt auf ähnlichem Niveau wie in der Systemintegration. Die Jobaussichten sind sehr gut, da die Digitalisierung der Produktion weiter voranschreitet. Nach der Ausbildung kannst du dich zum Industriemeister oder Techniker weiterbilden oder ein Studium im Bereich Automatisierungstechnik oder Wirtschaftsingenieurwesen anschließen.

Die Digitale Vernetzung ist die richtige Wahl für dich, wenn du dich für Produktionstechnik und Automatisierung interessierst. Du solltest sowohl IT-Kenntnisse als auch technisches Verständnis für Maschinen und Anlagen mitbringen. Da du an der Schnittstelle zwischen IT und Produktion arbeitest, sind auch Kommunikationsfähigkeit und interdisziplinäres Denken wichtig.

Entscheidungshilfe: Welche Fachrichtung passt zu dir?

Die Wahl zwischen Systemintegration und Digitaler Vernetzung hängt vor allem von deinen persönlichen Interessen und beruflichen Zielen ab. Hier sind die wichtigsten Entscheidungskriterien:

Wähle die Systemintegration, wenn du:

  • dich für klassische IT-Infrastruktur wie Server, Clients und Netzwerke interessierst
  • gerne Anwender bei IT-Problemen unterstützt
  • in einer Büroumgebung arbeiten möchtest
  • flexibel zwischen verschiedenen Branchen wechseln willst
  • dich später Richtung IT-Beratung oder IT-Projektmanagement entwickeln möchtest

Entscheide dich für die Digitale Vernetzung, wenn du:

  • Interesse an Produktionstechnik und Automatisierung hast
  • gerne mit Maschinen und Anlagen arbeitest
  • die Digitalisierung der Industrie mitgestalten willst
  • dich für cyber-physische Systeme und IoT begeisterst
  • eine Karriere in der Fertigungsindustrie anstrebst

Beide Fachrichtungen bieten sehr gute Zukunftsperspektiven. In der Systemintegration profitierst du von einem großen Ausbildungsangebot und vielfältigen Einsatzmöglichkeiten. Die Digitale Vernetzung ist zwar noch neu und das Ausbildungsangebot geringer, dafür wächst der Bedarf an Fachkräften für die digitale Transformation in der Industrie stetig.

Die Verdienstmöglichkeiten sind in beiden Fachrichtungen ähnlich gut. Auch die Weiterbildungsmöglichkeiten unterscheiden sich vor allem in ihrer Ausrichtung: In der Systemintegration führt der Weg oft in die IT-Beratung oder das IT-Management. Die Digitale Vernetzung eröffnet zusätzlich Perspektiven in der Automatisierungstechnik und im Produktionsumfeld.

Beachte bei deiner Entscheidung auch die praktischen Aspekte: Die Systemintegration bietet aktuell deutlich mehr Ausbildungsplätze und Arbeitgeber. Für die Digitale Vernetzung musst du möglicherweise flexibler bei der Wahl des Ausbildungsbetriebs und des Arbeitsortes sein. Dafür arbeitest du an der Zukunft der vernetzten Industrie mit und verbindest IT-Wissen mit Produktionstechnik.