Zuletzt aktualisiert am 16. Januar 20259 Minuten Lesezeit

Nach der Ausbildung studieren - Die Möglichkeiten

Nach deiner IT-Ausbildung kannst du dich für ein Studium entscheiden, um dein Fachwissen zu vertiefen und neue Karrierechancen zu eröffnen. Die Möglichkeiten dafür sind vielfältig: Du kannst zwischen verschiedenen Hochschularten und Studienmodellen wählen, die zu deiner persönlichen Situation passen.

Ein Studium nach der Ausbildung bietet dir die Chance, theoretisches Wissen mit deiner praktischen Erfahrung zu verbinden. An Universitäten, Fachhochschulen und privaten Hochschulen findest du passende Studiengänge im IT-Bereich. Dabei musst du nicht zwingend das Abitur nachholen - es gibt verschiedene Wege, wie du auch mit deiner Berufsausbildung und entsprechender Berufserfahrung eine Hochschulzugangsberechtigung erlangen kannst.

Je nach deinen Voraussetzungen und zeitlichen Möglichkeiten stehen dir unterschiedliche Studienformate zur Verfügung: vom klassischen Vollzeitstudium über berufsbegleitende Modelle bis hin zum Fernstudium. In den folgenden Abschnitten erfährst du, welche Voraussetzungen du erfüllen musst und welches Studienmodell am besten zu dir passt.

Zugangsvoraussetzungen für ein Studium

Um nach deiner IT-Ausbildung studieren zu können, brauchst du eine Hochschulzugangsberechtigung. Der direkteste Weg führt über das einjährige Berufskolleg zum Erwerb der Fachhochschulreife. Diese Möglichkeit bieten die meisten Bundesländer an. Mit der Fachhochschulreife kannst du an Fachhochschulen studieren - das sind heute meist Hochschulen für angewandte Wissenschaften.

Eine weitere Option ist der Weg über Berufserfahrung. Mit deiner abgeschlossenen IT-Ausbildung und mindestens drei Jahren Berufserfahrung erhältst du in vielen Bundesländern eine fachgebundene Hochschulreife. Diese berechtigt dich zum Studium an Universitäten und Fachhochschulen, allerdings nur in Fächern, die deinem Ausbildungsberuf fachlich nahestehen - also im IT-Bereich.

Wenn du eine allgemeine Hochschulreife erwerben möchtest, steht dir der Weg über das Abendgymnasium oder Kolleg offen. Das dauert zwar länger, ermöglicht dir aber später die freie Wahl des Studienfachs und der Hochschule. An einem Abendgymnasium kannst du parallel zu deinem Beruf in der Regel innerhalb von drei Jahren das Abitur nachholen.

Eine besondere Form der Hochschulzugangsberechtigung erhältst du durch eine Aufstiegsfortbildung. Mit einem erfolgreichen Abschluss als Meister, staatlich geprüfter Techniker oder Fachwirt bekommst du automatisch die allgemeine Hochschulreife. Diese Qualifikationen sind dem Abitur gleichgestellt und werden von allen Hochschulen in Deutschland anerkannt.

Unabhängig vom gewählten Weg solltest du dich frühzeitig über die genauen Anforderungen informieren. Die Zugangsvoraussetzungen können sich je nach Bundesland und Hochschule unterscheiden. Auch zusätzliche Voraussetzungen wie Sprachkenntnisse oder fachspezifische Tests sind möglich. Die Studienberatungen der Hochschulen helfen dir dabei, den für dich passenden Weg zu finden.

Die verschiedenen Studienmodelle

Nach deiner IT-Ausbildung stehen dir verschiedene Studienmodelle zur Auswahl, die sich in Zeitaufwand und Organisation deutlich unterscheiden. Die Wahl des passenden Modells hängt von deiner persönlichen Situation, deinen finanziellen Möglichkeiten und deiner verfügbaren Zeit ab.

Vollzeitstudium

Das klassische Vollzeitstudium ermöglicht dir, dich ganz auf dein Studium zu konzentrieren. Du besuchst regelmäßig Vorlesungen und Seminare an der Hochschule, meist von Montag bis Freitag. Der Vorteil liegt in der intensiven Auseinandersetzung mit den Studieninhalten und dem direkten Austausch mit Dozenten und Kommilitonen. Der zeitliche Aufwand beträgt etwa 40 Stunden pro Woche. Eine parallele Berufstätigkeit ist höchstens in Teilzeit möglich.

Berufsbegleitendes Studium

Beim berufsbegleitenden Studium kannst du weiter in deinem IT-Beruf arbeiten und gleichzeitig studieren. Der Unterricht findet meist abends oder am Wochenende statt. Die Regelstudienzeit ist oft länger als im Vollzeitstudium, dafür bleibst du finanziell unabhängig. Der wöchentliche Aufwand liegt bei etwa 15-20 Stunden zusätzlich zur Arbeitszeit. Viele Arbeitgeber unterstützen berufsbegleitende Studiengänge durch flexible Arbeitszeiten oder finanzielle Zuschüsse.

Fernstudium

Das Fernstudium bietet dir maximale zeitliche und örtliche Flexibilität. Du lernst hauptsächlich selbstständig mit digitalen Lehrmaterialien und Online-Vorlesungen. Präsenzphasen an der Hochschule finden nur wenige Male pro Semester statt. Diese Studienform erfordert viel Selbstdisziplin und gutes Zeitmanagement. Der Arbeitsaufwand ist ähnlich wie beim berufsbegleitenden Studium, kann aber flexibler eingeteilt werden. Moderne Lernplattformen und Online-Betreuung unterstützen dich dabei.

Abendstudium

Das Abendstudium ist speziell auf Berufstätige zugeschnitten. Die Lehrveranstaltungen finden an drei bis vier Abenden pro Woche statt, meist zwischen 18 und 21 Uhr. Zusätzlich gibt es oft Vorlesungen am Samstag. Diese Studienform ermöglicht dir eine strukturierte Weiterbildung parallel zum Beruf, erfordert aber eine gute Belastbarkeit. Die Regelstudienzeit ist länger als im Vollzeitstudium, dafür bleibt dein Arbeitsalltag weitgehend unberührt.

Zeitliche Planung und Organisation

Unabhängig vom gewählten Modell solltest du realistisch einschätzen, wie viel Zeit du neben Beruf, Familie und anderen Verpflichtungen fürs Studium aufbringen kannst. Plane auch Zeit für Vor- und Nachbereitung, Prüfungsphasen und eventuelle Praktika ein. Viele Hochschulen bieten Beratungsgespräche an, in denen du die verschiedenen Modelle im Detail besprechen kannst.

Die Entscheidung für ein Studienmodell sollte gut überlegt sein. Berücksichtige dabei nicht nur den zeitlichen Aufwand, sondern auch deine Lerngewohnheiten und beruflichen Ziele. Ein Wechsel zwischen den Modellen ist später oft nur schwer möglich.

Staatliche oder private Hochschule?

Bei der Wahl zwischen staatlicher und privater Hochschule spielen verschiedene Faktoren eine wichtige Rolle. Der auffälligste Unterschied liegt in den Kosten: Während staatliche Hochschulen nur geringe Semesterbeiträge erheben, können die Studiengebühren an privaten Hochschulen zwischen 300 und 800 Euro monatlich betragen.

Private Hochschulen bieten dafür oft flexiblere Zugangsvoraussetzungen und mehr Unterstützung für Berufstätige. Sie sind besonders auf Studierende mit Berufserfahrung eingestellt und berücksichtigen bei der Zulassung häufig auch praktische Kompetenzen aus deiner IT-Ausbildung. Die Betreuung ist durch kleinere Studiengruppen meist intensiver als an staatlichen Hochschulen.

Die Qualität der Ausbildung und die Anerkennung der Abschlüsse unterscheiden sich nicht grundsätzlich. Beide Hochschultypen müssen ihre Studiengänge akkreditieren lassen und unterliegen strengen Qualitätskontrollen. Ein Bachelor oder Master von einer staatlich anerkannten privaten Hochschule ist dem Abschluss einer staatlichen Hochschule gleichgestellt.

Für die Finanzierung eines Studiums an einer privaten Hochschule gibt es verschiedene Möglichkeiten: Neben klassischen Studienkrediten bieten viele private Hochschulen eigene Finanzierungsmodelle an, etwa Ratenzahlung oder Income Share Agreements. Auch Stipendien stehen zur Verfügung - nicht nur für Hochbegabte, sondern auch für Berufserfahrene. Einige Arbeitgeber unterstützen ihre Mitarbeiter bei einem Studium durch Teilübernahme der Studiengebühren.

Die Entscheidung zwischen staatlicher und privater Hochschule sollte vor allem von deinen persönlichen Bedürfnissen abhängen. Wenn du Wert auf flexible Studienzeiten und intensive Betreuung legst und die höheren Kosten stemmen kannst, könnte eine private Hochschule die richtige Wahl sein. Sind dir dagegen geringe Kosten wichtiger und du kommst gut mit selbstständigem Lernen zurecht, bietet sich eine staatliche Hochschule an.

Universität oder Fachhochschule

Universitäten und Fachhochschulen unterscheiden sich in ihrer Ausrichtung grundlegend. Während Universitäten stark auf Forschung und theoretische Grundlagen ausgerichtet sind, setzen Fachhochschulen den Schwerpunkt auf die praktische Anwendung. Für dich als IT-Fachkraft mit Berufserfahrung kann das ein wichtiges Entscheidungskriterium sein.

An Fachhochschulen profitierst du von deiner praktischen Erfahrung. Die Lehre ist anwendungsorientiert und die Studieninhalte sind eng mit der Berufspraxis verknüpft. Die Professoren bringen selbst mehrjährige Berufserfahrung aus der Wirtschaft mit. Projekte werden oft in Zusammenarbeit mit Unternehmen durchgeführt, was den Praxisbezug zusätzlich stärkt. Die Vorlesungsgruppen sind kleiner als an Universitäten, was einen intensiveren Austausch ermöglicht.

Das Studium an einer Universität ist dagegen stärker wissenschaftlich orientiert. Du lernst, neue Methoden und Technologien zu entwickeln und komplexe Probleme theoretisch zu durchdringen. Das Informatikstudium umfasst mehr mathematische und theoretische Grundlagen. Die Forschungsorientierung eröffnet dir später die Möglichkeit zur Promotion - ein Weg, der von der Fachhochschule aus schwieriger ist.

Die Zulassungsvoraussetzungen sind an Fachhochschulen meist etwas niedriger. Die Fachhochschulreife reicht hier aus, während Universitäten in der Regel die allgemeine Hochschulreife verlangen. Mit deiner IT-Ausbildung und Berufserfahrung hast du an Fachhochschulen oft bessere Chancen auf einen Studienplatz. Einige Universitäten bieten aber spezielle Zugangswege für beruflich Qualifizierte an.

Für deine spätere Karriere spielt die Wahl zwischen Universität und Fachhochschule eine untergeordnete Rolle. Die Abschlüsse sind formal gleichwertig und werden von Arbeitgebern gleichermaßen anerkannt. Wichtiger ist, welche Ausrichtung besser zu deinen Interessen und Karrierezielen passt: die forschungsnahe, theoretische Ausbildung an der Universität oder der starke Praxisbezug an der Fachhochschule.

Anrechnung von Ausbildung und Berufserfahrung

Deine IT-Ausbildung und Berufserfahrung können dir den Weg durchs Studium erheblich verkürzen. Hochschulen haben die Möglichkeit, bereits erworbene Kompetenzen auf das Studium anzurechnen. Dabei können bis zu 50 Prozent der für den Studiengang erforderlichen ECTS-Punkte durch außerhochschulisch erworbene Kenntnisse ersetzt werden.

Die Anrechnung erfolgt über ein formales Verfahren. Du musst dafür einen Antrag bei deiner Hochschule stellen und deine Kompetenzen durch Zeugnisse, Arbeitszertifikate oder andere Nachweise belegen. Besonders gut lassen sich praktische Module anrechnen, etwa Programmier-Praktika oder IT-Projektarbeiten. Auch theoretische Inhalte aus der Berufsschule können anerkannt werden, wenn sie inhaltlich und vom Niveau her den Studienanforderungen entsprechen.

Private Hochschulen haben oft standardisierte Anrechnungsverfahren für bestimmte IT-Berufe entwickelt. Sie prüfen systematisch, welche Ausbildungsinhalte sich auf welche Studienmodule übertragen lassen. An staatlichen Hochschulen wird häufig individuell geprüft. Hier ist es wichtig, dass du deine Kompetenzen gut dokumentierst und die Äquivalenz zu den Studieninhalten nachweisen kannst.

Die Anrechnung kann dein Studium um mehrere Semester verkürzen. Statt der üblichen sechs bis sieben Semester für einen Bachelor-Abschluss benötigst du dann möglicherweise nur noch vier bis fünf Semester. Das spart nicht nur Zeit, sondern bei kostenpflichtigen Studiengängen auch Geld. Informiere dich am besten schon vor Studienbeginn bei der Hochschule über die Anrechnungsmöglichkeiten, da die Verfahren von Hochschule zu Hochschule unterschiedlich sein können.

Finanzierung des Studiums

Die Finanzierung deines Studiums hängt stark vom gewählten Studienmodell ab. Beim berufsbegleitenden Studium kannst du weiter dein Gehalt beziehen, musst aber die Studiengebühren einplanen. Bei einem Vollzeitstudium brauchst du dagegen eine komplette Studienfinanzierung.

BAföG steht dir auch nach deiner Ausbildung zu, solange du die Altersgrenze nicht überschritten hast. Die Höhe hängt von deinem eigenen Vermögen und dem Einkommen deiner Eltern ab. Ein Vorteil: Du musst nur die Hälfte des BAföG-Betrags zurückzahlen, maximal 10.000 Euro. Beim berufsbegleitenden Studium oder Teilzeitstudium hast du allerdings keinen BAföG-Anspruch.

Speziell für beruflich Qualifizierte gibt es interessante Stipendienprogramme. Die Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung vergibt Stipendien an Berufserfahrene, die ein Studium aufnehmen. Auch die Studienstiftung des deutschen Volkes und verschiedene andere Stiftungen fördern zunehmend Studierende aus dem Beruf. Die Förderung muss nicht zurückgezahlt werden.

Wenn du dich für ein kostenpflichtiges Studium entscheidest, bieten sich Studienkredite der KfW-Bank oder Bildungsfonds an. Bei Bildungsfonds zahlst du nach dem Studium einen vereinbarten Anteil deines Gehalts zurück. Einige Arbeitgeber unterstützen auch berufsbegleitende Studiengänge durch Bildungsurlaub oder Zuschüsse zu den Studiengebühren.

Wichtig ist eine realistische Finanzplanung vor Studienbeginn. Berücksichtige neben den Studiengebühren auch Kosten für Lernmaterialien, eventuelle Präsenzphasen und den Lebensunterhalt. Die Studienberatungen der Hochschulen informieren dich über Finanzierungsmöglichkeiten und helfen bei der Antragstellung.

Der nächste Schritt

Der Weg zum Studium nach deiner IT-Ausbildung erfordert sorgfältige Planung. Beginne etwa ein Jahr vor dem gewünschten Studienbeginn mit den Vorbereitungen. Kläre zunächst, welche Hochschulzugangsberechtigung du benötigst und wie du sie erwerben kannst. Falls du bereits ausreichend Berufserfahrung hast, informiere dich bei den Hochschulen über die Zulassungsmöglichkeiten für beruflich Qualifizierte.

Wichtige Schritte für deine Studienvorbereitung:

  • Informiere dich über Studiengänge und deren Anforderungen
  • Wähle ein passendes Studienmodell (Vollzeit, berufsbegleitend, Fernstudium)
  • Kläre die Finanzierung und stelle frühzeitig Anträge
  • Prüfe Anrechnungsmöglichkeiten für deine Ausbildung
  • Plane die Vereinbarkeit mit Job und Privatleben

Vereinbare ein Beratungsgespräch mit der Studienberatung deiner Wunschhochschule. Die Berater kennen die Details der Zulassungsverfahren und können dir wichtige Tipps für die Bewerbung geben. Auch dein aktueller Arbeitgeber sollte früh einbezogen werden, besonders wenn du berufsbegleitend studieren möchtest.

Nutze die Zeit bis zum Studienbeginn, um eventuell notwendige Vorkenntnisse aufzufrischen, besonders in Mathematik. Viele Hochschulen bieten Vorbereitungskurse an. Mit guter Vorbereitung und der richtigen Strategie kann dein Studium nach der IT-Ausbildung der Startpunkt für den nächsten Karriereschritt sein.