Zuletzt aktualisiert am 3. September 202519 Minuten Lesezeit

Projektarbeit in der IT-Ausbildung: Alles, was du wissen musst

In diesem Leitfaden erfährst du:

  • wie die Projektarbeit in die Abschlussprüfung eingebettet ist
  • welche Anforderungen es an den Projektantrag gibt
  • wie eine gute Projektdokumentation aufgebaut ist
  • was in der Präsentation und im Fachgespräch wichtig ist
  • und wo du Beispiele, Muster und Vorlagen findest

Die Projektarbeit im Kontext der gestreckten Abschlussprüfung

Was ist überhaupt eine "betriebliche Projektarbeit"?

Zeitlicher Rahmen und Fachrichtungen

Beispiele für Projektanträge, Projektdokumentationen und Projektpräsentationen

Beispiele: Projektanträge

FachrichtungLink
Fachinformatiker AnwendungsentwicklungEntwicklung einer DSL zur Beschreibung von Routingregeln

Beispiele: Projektdokumentationen

Beispiele: Projektpräsentationen

Phase 1: Der Projektantrag

Der Projektantrag ist mehr als eine Formalität. Er ist die erste große Hürde der Abschlussprüfung und legt das Fundament für das gesamte Projekt. Ein guter Antrag zeigt dem Prüfungsausschuss, dass das Thema geeignet ist und dass du in der Lage bist, dein Vorhaben realistisch zu planen.

Die Wahl des richtigen Themas

Das Projektthema entscheidet oft über Erfolg oder Misserfolg. Ein gutes Thema erfüllt mehrere Bedingungen:

  • Es muss eine angemessene fachliche Tiefe haben und zum Ausbildungsberuf passen.
  • Es muss klar abgegrenzt und im vorgegebenen Zeitrahmen machbar sein.
  • Es muss einen erkennbaren Nutzen für den Betrieb oder Kunden haben, zum Beispiel durch Kostenersparnis, Prozessoptimierung oder neue Funktionen.

Ist das Thema zu einfach, wird es abgelehnt. Ist es zu komplex, scheitert man leicht an der Umsetzung. Darum ist eine enge Abstimmung mit deinem Ausbilder oder Projektbetreuer sehr wichtig. So stellst du sicher, dass das Projekt relevant ist und du bei Bedarf Feedback bekommst.

Der Aufbau des Projektantrags

Der Antrag wird in der Regel online bei der IHK eingereicht. Nach der Einreichung kannst du keine Änderungen mehr machen. Deshalb lohnt es sich, hier besonders sorgfältig zu arbeiten. Der Antrag enthält immer die gleichen Kernpunkte:

Die Genehmigungskriterien

Der Prüfungsausschuss prüft, ob dein Antrag vollständig und nachvollziehbar ist. Wichtig sind außerdem:

  • passt das Thema zum Ausbildungsberuf
  • ist das Niveau angemessen
  • ist die Beschreibung auch für Außenstehende verständlich

Die Rückmeldung dauert meist drei bis vier Wochen. Mit der Durchführung darfst du erst beginnen, wenn der Antrag offiziell genehmigt ist. Dein Zeitplan im Antrag ist verbindlich. In der Projektdokumentation musst du später zeigen, ob du dich an den Plan gehalten hast oder warum es Abweichungen gab. Ein schlecht geplanter Antrag macht die spätere Dokumentation unnötig schwer.

Phase 2: Die Projektdokumentation

Die Projektdokumentation ist der schriftliche Nachweis der erbrachten Leistung. Sie wird vom Prüfungsausschuss als professionelles technisches und geschäftliches Dokument bewertet. Struktur, Klarheit, formale Korrektheit und inhaltliche Tiefe sind hierbei gleichermaßen entscheidend für eine gute Note.

Beispiel für eine grobe Gliederung

Auch wenn jede IHK eigene Vorgaben machen kann, hat sich eine Grundstruktur etabliert. Sie orientiert sich am typischen Ablauf eines Projekts und stellt sicher, dass alle wichtigen Punkte bewertet werden.

Stefan Macke hat eine sehr gute LaTeX-Vorlage für die Projektdokumentation erstellt, welche du kostenlos verwenden kannst - habe ich für meine Projektdokumentation damals auch getan. Sehr empfehlenswert!

Formale Anforderungen der IHK

Die formalen Vorgaben sind nicht optional, sondern Teil der Bewertung. Sie zeigen, ob du in der Lage bist, ein professionelles und normgerechtes Dokument zu erstellen. Wer diese Regeln ignoriert, riskiert Punktabzug.

  • Zitierregeln und Eigenständigkeitserklärung
    Alle Quellen, auch Internetseiten, müssen korrekt angegeben werden. Außerdem muss am Ende der Dokumentation eine unterschriebene Erklärung stehen, dass du die Arbeit eigenständig und ohne fremde Hilfe erstellt hast.

Worauf es bei der Bewertung ankommt

Neben der formalen Gestaltung kommt es vor allem auf den Inhalt an. Die Prüfer achten besonders auf einige zentrale Elemente, die in keiner Projektdokumentation fehlen dürfen.

Wirtschaftlichkeitsanalyse

Dieses Kapitel ist super wichtig. Es zeigt, dass du dein Projekt nicht nur technisch, sondern auch betriebswirtschaftlich beurteilen kannst. Dazu können gehören:

  • eine detaillierte Kostenplanung (Personal, Hardware, Software, Lizenzen)
  • eine Make-or-Buy-Analyse, wenn Eigenentwicklung und Kauflösung im Raum stehen
  • eine Amortisationsrechnung (Return on Investment), die berechnet, wann sich die Investition durch Einsparungen oder Effizienzsteigerungen lohnt

Gerade dieser Teil unterscheidet die IHK-Projektarbeit von einer rein technischen Arbeit. Ohne Wirtschaftlichkeitsanalyse fehlt ein zentrales Bewertungskriterium.

Qualitätssicherung

Ein Projekt ohne dokumentierte Tests ist unvollständig. Die Dokumentation muss nachvollziehbar zeigen, wie die Qualität abgesichert wurde. Dazu gehören geplante Teststrategien, konkrete Testfälle und deren Ergebnisse. Screenshots, Tabellen oder Protokolle sind sinnvoll, um die Qualitätssicherung nachvollziehbar darzustellen.

Kundendokumentation bzw. interne Dokumentation

Neben der Projektdokumentation für die Prüfer muss ein eigenständiges Dokument für die Zielgruppe entstehen. Diese Kundendokumentation richtet sich an die späteren Anwender oder Administratoren. Sie soll laiengerecht formuliert sein und den tatsächlichen Einsatz ermöglichen.

  • Für Anwendungsentwickler bedeutet das oft ein Benutzerhandbuch, Installationsanleitungen oder ein Tutorial.
  • Für Systemintegratoren sind es eher Netzpläne, Konfigurationsanleitungen oder ein Administrationshandbuch.
  • Kaufleute legen den Fokus auf Prozessbeschreibungen oder Anwenderleitfäden.

Viele IHKs geben als Richtwert 5-10 Seiten an. Wichtig ist, dass die Inhalte so aufbereitet sind, dass jemand mit der Dokumentation die Lösung wirklich einsetzen kann.

Bewertungsmatrix

Auch wenn jede IHK eigene Vorgaben hat, orientieren sich die Prüfer meist an denselben Schwerpunkten. Es geht also nicht nur darum, dass du dein Projekt „fertig“ bekommst, sondern wie du den gesamten Prozess darstellst.

Ein zentraler Bereich ist das Konzept mit Planung und Durchführung. Hier schauen die Prüfer, ob du dein Projekt sauber strukturiert hast. Dazu gehören die IST- und SOLL-Analyse, die Betrachtung von Alternativen, die Begründung deiner Entscheidungen und die Wirtschaftlichkeitsanalyse. Wichtig ist, dass die Arbeitsschritte logisch nachvollziehbar sind.

Daneben zählt die Beschreibung des Auftrags. Du musst zeigen, dass du die Ausgangssituation verstanden hast, die Ziele klar formulierst und den Kundenwunsch präzise abbildest. Ein vages oder ungenaues Projektziel schwächt deine Arbeit von Anfang an.

Auch die formalen Aspekte werden geprüft. Layout, Seitenumfang, Rechtschreibung und Struktur sind keine Nebensache. Eine gut lesbare und sauber formatierte Dokumentation macht es dem Ausschuss leichter, deine Arbeit zu bewerten – und verhindert unnötige Abzüge.

Am Ende interessiert die Prüfer das Ergebnis mit deinem Fazit. Sie erwarten einen Soll-Ist-Vergleich: Welche Ziele hast du erreicht, wo gab es Abweichungen, und was hast du daraus gelernt. Eine kritische Reflexion zeigt, dass du dein Projekt einordnen kannst und nicht nur auf das Endprodukt schaust.

Nicht zuletzt spielt der Anhang mit der Kundendokumentation eine Rolle. Hier musst du nachweisen, dass dein Projekt nicht nur theoretisch funktioniert, sondern in der Praxis genutzt werden kann. Bei Anwendungsentwicklern ist das oft ein Benutzerhandbuch oder Installationsleitfaden, bei Systemintegratoren ein Netzplan oder eine Konfigurationsanleitung. Entscheidend ist, dass die Dokumentation sich an die Zielgruppe richtet und für sie verständlich ist.

So entsteht ein Gesamtbild: Die Prüfer bewerten nicht nur Technik, sondern auch Analyse, Planung, Wirtschaftlichkeit, Qualitätssicherung, Form und Nutzbarkeit. Wer all diese Elemente berücksichtigt, hat die besten Chancen auf eine gute Note.

Phase 3: Die Projektpräsentation

Die Projektpräsentation prüft nicht nur dein Fachwissen, sondern vor allem deine Kommunikationsfähigkeit. In kurzer Zeit musst du zeigen, dass du dein Projekt verstanden hast, es nachvollziehbar erklären kannst und mit deiner Darstellung überzeugst. Es geht nicht darum, jede Kleinigkeit nachzuerzählen, sondern die wichtigsten Ergebnisse und Entscheidungen klar auf den Punkt zu bringen.

Rahmenbedingungen und Technik

Aufbau und Inhalt einer erfolgreichen Präsentation

Da du nur 15 Minuten Zeit hast, musst du dich auf das Wesentliche konzentrieren. Ein klarer Aufbau hilft dir, deine Inhalte verständlich und überzeugend darzustellen. Bewährt hat sich folgende Struktur:

Wichtig ist, dass die Prüfer dein Projekt verstehen, auch wenn sie dein betriebliches Umfeld nicht kennen. Verwende deshalb eine klare Sprache, anschauliche Beispiele und Visualisierungen, die den Kern deiner Arbeit sichtbar machen.

Gestaltung der Präsentation und Vortragsstil

Eine gute Präsentation lebt nicht nur vom Inhalt, sondern auch davon, wie du sie vorträgst. Die Folien sind dabei deine Unterstützung, nicht dein Skript. Schreibe also nicht ganze Sätze auf die Folien, sondern setze auf kurze Stichpunkte, klare Grafiken, Diagramme und Screenshots. Weniger Text sorgt dafür, dass die Prüfer dir zuhören, anstatt mitzulesen. Achte außerdem auf ein einheitliches und gut lesbares Layout.

Mindestens genauso wichtig ist dein Vortragsstil. Sprich frei, nicht abgelesen, und halte ein angenehmes Tempo. Verwende Fachbegriffe, aber erkläre sie so, dass auch Prüfer ohne dein betriebliches Hintergrundwissen dir folgen können. Blickkontakt ist hier entscheidend: Wenn du die Prüfer direkt ansiehst, wirkst du souverän und überzeugend.

Ein fortgeschrittener Tipp ist die sogenannte strategische Steuerung. Dabei platzierst du bewusst bestimmte Themen oder Fachbegriffe in deiner Präsentation, bei denen du dich besonders sicher fühlst. Oft greifen die Prüfer diese Stichworte im anschließenden Fachgespräch auf. So lenkst du die Diskussion in Bereiche, die dir liegen, und startest mit einem klaren Vorteil in die Fragerunde.

Phase 4: Das Fachgespräch

Das Fachgespräch schließt direkt an deine Präsentation an. Zusammen bilden beide Teile eine Einheit von etwa 30 Minuten. Das Gespräch ist keine Wissensabfrage wie in der Schule, sondern ein Dialog. Die Prüfer wollen sehen, ob du dein Projekt durchdrungen hast, ob du deine Entscheidungen begründen kannst und ob du dein Vorgehen in einen größeren fachlichen Zusammenhang einordnen kannst.

Ablauf und Ziel des Fachgesprächs

Typische Fragen und Fragenkategorien

Strategien für überzeugende Antworten

Eine souveräne Leistung im Fachgespräch basiert auf zwei Dingen: gute Vorbereitung und die richtige Haltung.

DosDon’ts
Zeige, wie du denkstNur das Ergebnis nennen
Bereite Fragen vorUnvorbereitet ins Gespräch gehen
Bleib ehrlichHerumraten oder Ausreden
Halte BlickkontaktIn die Unterlagen starren

Beispieldialoge im Fachgespräch zur Verdeutlichung

Beispiele für Bewertungskriterien

Fazit