Zuletzt aktualisiert am 16. Januar 20256 Minuten Lesezeit

Schulische Umschulung in der IT

Die schulische Umschulung stellt einen besonderen Weg dar, einen staatlich anerkannten IT-Berufsabschluss zu erwerben. Anders als bei der betrieblichen Umschulung oder der Umschulung bei einem Bildungsträger findet die Ausbildung hauptsächlich an einer staatlichen oder privaten Berufsfachschule statt. Diese Ausbildungsform eignet sich besonders für Menschen, die bereits Berufserfahrung mitbringen und sich im IT-Bereich neu orientieren möchten.

Bei der schulischen Umschulung werden die Lerninhalte in Vollzeit vermittelt. Die Ausbildungsdauer beträgt in der Regel zwei Jahre, da die vorherige Berufserfahrung angerechnet wird und die Ausbildung dadurch um ein Drittel verkürzt werden kann. Der Fokus liegt dabei auf einer fundierten theoretischen Ausbildung, die durch Praktikumsphasen in Unternehmen ergänzt wird.

Die schulische Umschulung kommt für verschiedene IT-Berufe in Frage. Dazu gehören nicht nur die vier Fachrichtungen des Fachinformatikers (Anwendungsentwicklung, Systemintegration, Daten- und Prozessanalyse sowie Digitale Vernetzung), sondern auch die kaufmännischen IT-Berufe wie Kaufleute für Digitalisierungsmanagement oder IT-System-Management. Die Ausbildung endet mit einer externen Prüfung vor der zuständigen Industrie- und Handelskammer.

Ablauf und Organisation der schulischen Umschulung

Der Unterricht in der schulischen IT-Umschulung findet in Vollzeit statt und orientiert sich am regulären Berufsschulunterricht. Die Ausbildungsinhalte werden dabei komprimierter vermittelt als in der klassischen dreijährigen Ausbildung. Die theoretische Ausbildung umfasst sowohl die IT-spezifischen Fachkompetenzen als auch allgemeinbildende Fächer wie Wirtschafts- und Sozialkunde.

Im IT-fachlichen Bereich lernen die Umschüler je nach gewähltem Beruf grundlegende Kompetenzen wie Programmierung, Datenbanken, Netzwerktechnik und IT-Sicherheit. Dabei wird besonderer Wert auf praxisnahe Projektarbeit gelegt. In speziell ausgestatteten Computerräumen und Laboren können die erlernten Fähigkeiten direkt angewendet und vertieft werden. Die Lehrkräfte sind dabei meist erfahrene IT-Fachkräfte, die auch die aktuelle Entwicklung der Branche im Blick haben.

Die praktische Ausbildung erfolgt durch mehrwöchige Praktikumsphasen in IT-Unternehmen. Diese Praxisphasen sind fest in den Ausbildungsablauf integriert und finden meist im zweiten Ausbildungsjahr statt. Während der Praktika können die Umschüler ihre theoretischen Kenntnisse in realen Projekten anwenden und wichtige Kontakte zur Wirtschaft knüpfen. Viele Absolventen finden durch diese Praktika direkt einen Arbeitsplatz nach der Umschulung.

Der Unterricht folgt einem festgelegten Lehrplan, der sich an den Ausbildungsrahmenplänen der jeweiligen IT-Berufe orientiert. Die Lerninhalte werden in Lernfelder gegliedert, die sich an typischen beruflichen Handlungssituationen orientieren. Regelmäßige Leistungskontrollen und Projektarbeiten bereiten gezielt auf die IHK-Abschlussprüfung vor. Diese externe Prüfung ist identisch mit der Prüfung der regulären Auszubildenden und garantiert damit die gleiche Qualifikation.

Die schulische Umschulung unterscheidet sich von der regulären Ausbildung vor allem durch den Fokus auf erwachsenengerechtes Lernen. Die Unterrichtsmethoden sind auf die Bedürfnisse von Menschen mit Berufserfahrung ausgerichtet. Zudem entfällt die sonst übliche duale Struktur mit wöchentlichem Wechsel zwischen Betrieb und Berufsschule zugunsten eines kontinuierlichen schulischen Lernens mit integrierten Praxisphasen.

Voraussetzungen und Zugangsvoraussetzungen

Für die Aufnahme einer schulischen IT-Umschulung wird mindestens ein mittlerer Bildungsabschluss vorausgesetzt. Die schulischen Leistungen in den Fächern Mathematik, Deutsch und Englisch spielen dabei eine wichtige Rolle, da sie grundlegende Kompetenzen für die IT-Ausbildung darstellen. Bei hoher Nachfrage führen die Bildungseinrichtungen häufig ein Auswahlverfahren durch, bei dem diese Noten besonders berücksichtigt werden.

Eine abgeschlossene Berufsausbildung oder mehrjährige Berufserfahrung ist für die Zulassung zur schulischen Umschulung erforderlich. Diese Voraussetzung ist wichtig, da die verkürzte Ausbildungszeit nur durch bereits vorhandene berufliche Kompetenzen zu bewältigen ist. Spezielle IT-Vorkenntnisse sind zwar nicht zwingend erforderlich, ein grundlegendes technisches Verständnis und Interesse an digitalen Technologien sind jedoch von Vorteil.

Die gesundheitliche Eignung spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Da die Arbeit am Computer einen Großteil der Ausbildung ausmacht, sollten keine Einschränkungen vorliegen, die längeres Arbeiten am Bildschirm unmöglich machen. Bei einer Umschulung aus gesundheitlichen Gründen muss die Eignung für den IT-Beruf durch einen medizinischen Dienst bestätigt werden. Eine Altersbegrenzung besteht bei der schulischen Umschulung nicht, jedoch muss die Maßnahme vor dem Renteneintritt abgeschlossen sein.

Finanzierung und Fördermöglichkeiten

Die schulische Umschulung verursacht erhebliche Kosten, die sich aus den Lehrgangsgebühren und den Lebenshaltungskosten während der Ausbildung zusammensetzen. Die monatlichen Kosten für die Ausbildung können dabei je nach Bildungseinrichtung zwischen 400 und 800 Euro betragen. Hinzu kommen Ausgaben für Lernmaterialien, eventuell notwendige technische Ausstattung sowie Fahrtkosten.

Der wichtigste Weg zur Finanzierung ist der Bildungsgutschein der Bundesagentur für Arbeit oder des Jobcenters. Mit diesem werden die kompletten Lehrgangskosten übernommen. Zusätzlich besteht während der Umschulung ein Anspruch auf Arbeitslosengeld, wenn die entsprechenden Voraussetzungen erfüllt sind. Die Beantragung erfolgt über den zuständigen Arbeitsvermittler, der die Förderung der Umschulung als sinnvolle Maßnahme zur Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt bewerten muss.

Bei gesundheitlich bedingten Umschulungen kommt häufig die Deutsche Rentenversicherung als Kostenträger in Frage. Sie übernimmt im Rahmen der beruflichen Rehabilitation nicht nur die Ausbildungskosten, sondern zahlt auch Übergangsgeld für den Lebensunterhalt. Ähnliches gilt für die Berufsgenossenschaften bei Umschulungen aufgrund von Arbeitsunfällen oder Berufskrankheiten.

Eine weitere Finanzierungsmöglichkeit bietet das Aufstiegs-BAföG, das auch für Umschüler zugänglich ist. Es setzt sich aus einem Zuschuss und einem zinsgünstigen Darlehen zusammen. Der Zuschussanteil muss nicht zurückgezahlt werden, während das Darlehen nach der Umschulung in monatlichen Raten getilgt wird. Die Förderung umfasst dabei sowohl die Lehrgangskosten als auch einen Beitrag zum Lebensunterhalt.

Für die Dauer der Umschulung bleiben die Teilnehmer sozialversichert. Die Beiträge zur Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung werden dabei vom jeweiligen Kostenträger übernommen. Dies gilt auch für Zeiten eines eventuellen Praktikums während der schulischen Ausbildung. Bei einer Förderung durch die Arbeitsagentur entstehen zudem neue Ansprüche auf Arbeitslosengeld, falls nach der Umschulung nicht sofort eine Anstellung gefunden wird.

Vor- und Nachteile der schulischen Umschulung

Ein wesentlicher Vorteil der schulischen Umschulung liegt in der strukturierten Lernumgebung. Der systematische Aufbau des Unterrichts ermöglicht es den Teilnehmern, sich vollständig auf den Lernprozess zu konzentrieren. Die festen Unterrichtszeiten und der kontinuierliche Austausch mit Lehrkräften und anderen Umschülern schaffen dabei einen klaren Rahmen für den Kompetenzerwerb. Besonders Menschen, die nach längerer Berufstätigkeit wieder in eine Lernsituation zurückkehren, profitieren von dieser Struktur.

Die intensive theoretische Ausbildung stellt gleichzeitig aber auch eine Herausforderung dar. Der Unterrichtsstoff wird in der verkürzten Ausbildungszeit komprimiert vermittelt, was ein hohes Maß an Lernbereitschaft und Selbstorganisation erfordert. Anders als in der betrieblichen Umschulung fehlt zudem der direkte, tägliche Praxisbezug. Dieser wird zwar durch Praktikumsphasen ausgeglichen, dennoch müssen Umschüler mehr Eigeninitiative zeigen, um praktische Erfahrungen zu sammeln.

Ein bedeutender Nachteil ist das fehlende Ausbildungsgehalt. Während betriebliche Umschüler eine Vergütung erhalten, sind Teilnehmer der schulischen Umschulung auf andere Finanzierungsquellen angewiesen. Dies wird zwar durch verschiedene Förderungsmöglichkeiten ausgeglichen, bedeutet aber oft eine größere finanzielle Herausforderung während der Ausbildungszeit.

Die schulische Umschulung bietet dafür den Vorteil einer umfassenden fachlichen Betreuung durch erfahrene IT-Lehrkräfte. Die Ausbildung orientiert sich stark an den aktuellen Anforderungen der IT-Branche und bereitet gezielt auf die IHK-Prüfung vor. Durch die integrierten Praktikumsphasen entstehen zudem wichtige Kontakte zu potenziellen Arbeitgebern. Die Erfolgsquoten bei den Abschlussprüfungen sind bei schulischen Umschülern oft überdurchschnittlich hoch, was die Chancen auf dem Arbeitsmarkt deutlich verbessert.

Die Entscheidung für eine schulische Umschulung sollte daher vor allem von der persönlichen Lernpräferenz und den individuellen Lebensumständen abhängig gemacht werden. Sie eignet sich besonders für Menschen, die einen klar strukturierten Ausbildungsweg suchen und bereit sind, sich intensiv mit den theoretischen Grundlagen der IT-Berufe auseinanderzusetzen.