Zuletzt aktualisiert am 16. Januar 20255 Minuten Lesezeit

Die Fachrichtung in der Ausbildung vertiefen

Nach den ersten 18 Monaten deiner IT-Ausbildung beginnt die spannende Phase der Spezialisierung. Ab diesem Zeitpunkt vertiefst du dich intensiv in deine gewählte Fachrichtung - sei es als Fachinformatiker, IT-System-Elektroniker oder Kaufmann im IT-Bereich. Diese Vertiefung ist entscheidend für deine berufliche Entwicklung, denn hier baust du die Kompetenzen auf, die dich später zum Experten in deinem Bereich machen.

Die Vertiefung findet parallel an beiden Lernorten statt. In der Berufsschule konzentriert sich der Unterricht nun auf fachrichtungsspezifische Themen und Technologien. Im Betrieb arbeitest du verstärkt an Projekten, die direkt mit deiner Fachrichtung zusammenhängen. Dabei wendest du dein theoretisches Wissen direkt in der Praxis an.

Der Ausbildungsrahmenplan sieht für diese Phase eine klare Struktur vor: Während die ersten 18 Monate für alle Auszubildenden weitgehend identisch waren, unterscheiden sich die Lerninhalte nun deutlich nach Fachrichtung. Das bedeutet auch, dass deine Aufgaben anspruchsvoller und spezialisierter werden. Diese Spezialisierung bereitet dich gezielt auf deine späteren beruflichen Aufgaben vor. Nach der Ausbildung kannst du dadurch direkt als Fachkraft in deinem Spezialgebiet einsteigen.

So lernst du deine Fachrichtung richtig kennen

Die Vertiefung deiner Fachrichtung erfolgt über verschiedene, sich ergänzende Lernwege. In der Berufsschule erhältst du strukturiertes Fachwissen durch den Rahmenlehrplan. Der Unterricht konzentriert sich dabei auf die theoretischen Grundlagen und aktuellen Technologien deiner Fachrichtung. Besonders wichtig ist es, dir Notizen zu machen und Zusammenhänge zu verstehen, statt nur auswendig zu lernen.

Im Betrieb sammelst du praktische Erfahrungen durch die Mitarbeit an realen Projekten. Dabei ist es wichtig, dass du aktiv nach Aufgaben fragst, die zu deiner Fachrichtung passen. Einige typische Projekte sind zum Beispiel:

  • Anwendungsentwickler entwickeln neue Softwaremodule oder passen bestehende Programme an
  • Systemintegratoren planen und implementieren Netzwerkinfrastrukturen
  • Daten- und Prozessanalysten optimieren Geschäftsprozesse durch Datenauswertung
  • IT-System-Elektroniker installieren und warten komplexe IT-Systeme
  • Kaufleute im IT-Bereich betreuen IT-Projekte und beraten Kunden

Das Selbststudium ist ein weiterer wichtiger Baustein. Nutze Online-Lernplattformen, Fachbücher und Videotutorials, um dein Wissen zu vertiefen. Viele Plattformen bieten kostenlose Kurse zu IT-Themen an. Plane dafür feste Lernzeiten ein und setze dir realistische Ziele.

Die Projektarbeit verbindet Theorie und Praxis optimal. Versuche, in deinen betrieblichen Projekten das theoretische Wissen aus der Berufsschule anzuwenden. Dokumentiere deine Projekte sorgfältig - das hilft nicht nur beim Lernen, sondern auch bei der Vorbereitung auf die Abschlussprüfung.

Eigeninitiative spielt eine zentrale Rolle beim Lernerfolg. Bleibe über aktuelle Entwicklungen in deinem Fachgebiet auf dem Laufenden, zum Beispiel durch:

  • Teilnahme an Webinaren und Online-Konferenzen
  • Lesen von Fachzeitschriften und IT-Blogs
  • Austausch in Fachforen und Entwickler-Communities
  • Besuch von Fachmessen und IT-Veranstaltungen

Ein effektiver Ansatz ist das projektbasierte Lernen. Dabei setzt du dir eigene kleine Projekte als Übung. Zum Beispiel kannst du als Anwendungsentwickler eine kleine App programmieren oder als Systemintegrator ein Heimnetzwerk mit verschiedenen Diensten aufsetzen. Diese Projekte helfen dir, Theorie und Praxis zu verbinden und gleichzeitig ein Portfolio aufzubauen.

Die Zusammenarbeit mit anderen Auszubildenden ist ebenfalls wertvoll. Gründe Lerngruppen oder tausche dich online mit anderen aus deiner Fachrichtung aus. Dabei lernst du verschiedene Herangehensweisen kennen und kannst von den Erfahrungen anderer profitieren. Viele Berufsschulen unterstützen solche Initiativen und stellen Räume oder Online-Plattformen zur Verfügung.

Vergiss nicht, dir regelmäßig Feedback von Ausbildern und Lehrkräften einzuholen. Sie können deine Fortschritte einschätzen und dir weitere Lerntipps geben. Nutze auch die Entwicklungsgespräche, um gezielt nach Möglichkeiten zur Vertiefung deiner Fachrichtung zu fragen.

Wenn die betriebliche Praxis nicht optimal läuft

Manchmal entsprechen die betrieblichen Aufgaben nicht den Anforderungen deiner Fachrichtung oder du fühlst dich unterfordert. In solchen Situationen ist es wichtig, aktiv zu werden. Der erste Schritt sollte immer ein offenes Gespräch mit deinem Ausbilder sein. Bereite dich auf dieses Gespräch gut vor, indem du konkret auflistest, welche Ausbildungsinhalte du vermisst und welche zusätzlichen Aufgaben du dir zutraust.

Wenn das Gespräch nicht zum gewünschten Erfolg führt, kannst du dich an folgende Ansprechpartner wenden:

  • Ausbildungsberater der IHK
  • Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV)
  • Betriebsrat oder Personalrat
  • Berufsschullehrer

Diese Stellen können zwischen dir und dem Betrieb vermitteln und dabei helfen, Lösungen zu finden. Die IHK-Ausbildungsberater kennen die rechtlichen Rahmenbedingungen und können einschätzen, ob deine Ausbildung die vorgeschriebenen Inhalte ausreichend abdeckt.

Parallel dazu gibt es viele Möglichkeiten, dich selbstständig weiterzubilden. Die folgenden kostenlosen oder kostengünstigen Ressourcen helfen dir dabei, Wissenslücken zu schließen:

Online-Lernplattformen bieten strukturierte Kurse zu verschiedenen IT-Themen. Auch die Plattformen der Hardware- und Softwarehersteller stellen oft kostenlose Schulungsmaterialien zur Verfügung. Für praktische Übungen kannst du virtuelle Labore oder Cloud-basierte Entwicklungsumgebungen nutzen.

Viele lokale Bibliotheken bieten Zugänge zu digitalen Lernplattformen an. Dort findest du aktuelle Fachliteratur und Video-Tutorials. Auch die Berufsschulbibliothek ist eine gute Anlaufstelle für zusätzliche Lernmaterialien.

Besonders wichtig ist es, den Kontakt zu anderen Auszubildenden in deiner Fachrichtung zu pflegen. In sozialen Netzwerken und Fachforen findest du Gleichgesinnte, die ähnliche Herausforderungen meistern. Der Austausch über Lernerfahrungen und gegenseitige Unterstützung können sehr motivierend sein.

Dokumentiere dein zusätzliches Engagement sorgfältig. Führe ein Lerntagebuch oder erstelle ein Portfolio deiner Projekte. Diese Nachweise können bei späteren Gesprächen mit Ausbildern oder der IHK wertvoll sein und zeigen deine Initiative zur Weiterbildung.