IT-Zertifizierungen im Überblick
In der IT-Branche sind Zertifizierungen ein wichtiger Nachweis deiner Fachkenntnisse. Anders als bei Hochschulnoten beziehen sie sich konkret auf spezielle Fach-, Methoden- oder Produktkenntnisse. Für Unternehmen sind sie deshalb besonders wertvoll, da sie objektiv vergleichbare Kriterien für eingesetzte Verfahren und Technologien liefern.
Es gibt dabei einen wichtigen Unterschied zwischen Zertifikaten und Zertifizierungen: Ein Zertifikat behältst du ein Leben lang - wie ein Schulzeugnis. Eine Zertifizierung hat hingegen ein Ablaufdatum und muss regelmäßig erneuert werden. Der Grund dafür liegt in der schnellen technologischen Entwicklung: Nur durch regelmäßige Rezertifizierungen kann sichergestellt werden, dass dein Wissen aktuell bleibt.
Die wichtigsten Arten von IT-Zertifizierungen sind:
- Herstellerzertifizierungen von Technologieanbietern wie Microsoft, Cisco oder AWS
- Methodenzertifizierungen für Projektmanagement, Sicherheit oder agile Arbeitsweisen
- Unabhängige Zertifizierungen von Branchenverbänden und Prüfungsorganisationen
Während deiner gesamten IT-Karriere werden Zertifizierungen eine wichtige Rolle spielen. Viele Unternehmen haben verstanden, dass sie nur durch kontinuierliche Weiterbildung ihrer Mitarbeiter wettbewerbsfähig bleiben. Sie übernehmen daher oft die Kosten für Zertifizierungen oder bieten interne Weiterbildungsprogramme an. Zertifizierungen sind dabei ein guter formaler Nachweis für theoretisches Knowhow - aber kein Ersatz für praktische Erfahrung und Engagement.
Grundlagen und Foundation-Zertifikate
Zu Beginn deiner IT-Karriere sind Foundation-Zertifikate besonders wertvoll. Sie vermitteln grundlegendes Fachwissen und sind häufig Voraussetzung für weiterführende Zertifizierungen. Die wichtigsten Foundation-Zertifikate decken dabei verschiedene Kernbereiche der IT ab.
CompTIA bietet mit seinen Zertifikaten einen herstellerunabhängigen Einstieg in die IT-Welt. Das CompTIA A+ Zertifikat gilt als Grundlagenzertifikat für IT-Support und Systemadministration. Es umfasst Themen wie Hardware, Betriebssysteme und Netzwerke. Das CompTIA Network+ vertieft dein Netzwerk-Knowhow, während CompTIA Security+ grundlegende IT-Sicherheitskonzepte abdeckt.
Diese Foundation-Zertifikate sind besonders relevant für deine ersten Berufsjahre:
- ITIL Foundation: Vermittelt das Basiswissen für IT-Service-Management
- CompTIA A+/Network+: Grundlagen der Hardware und Netzwerktechnik
- Microsoft Technology Associate (MTA): Einstieg in Microsoft-Technologien
- AWS Cloud Practitioner: Basiswissen für Cloud Computing
- ISTQB Certified Tester Foundation Level: Grundlagen des Softwaretestings
Im IT-Service-Management ist das ITIL Foundation Zertifikat der Standard-Einstieg. Du lernst hier die wichtigsten Konzepte und Prozesse kennen, wie Services effizient bereitgestellt und betrieben werden. Dies ist besonders relevant für IT-Systemkaufleute und Fachinformatiker der Systemintegration.
Die Cloud-Anbieter haben eigene Einstiegszertifizierungen entwickelt. Der AWS Cloud Practitioner vermittelt dir beispielsweise die Grundlagen der Cloud-Technologie. Ähnliche Programme gibt es von Microsoft Azure und Google Cloud. Diese Zertifikate sind ein guter Einstieg, wenn du in Richtung Cloud Computing gehen möchtest.
Im Bereich Softwareentwicklung und Testing bildet der ISTQB Certified Tester Foundation Level eine wichtige Basis. Du lernst systematische Testmethoden kennen und wie Qualitätssicherung in der Softwareentwicklung funktioniert. Dies ist besonders für Fachinformatiker der Anwendungsentwicklung relevant.
Die Kosten für Foundation-Zertifikate liegen meist zwischen 200 und 500 Euro. Viele Arbeitgeber übernehmen diese Kosten, da die Zertifikate einen direkten Nutzen für das Unternehmen haben. Die Gültigkeit ist bei Foundation-Zertifikaten oft unbegrenzt - eine Rezertifizierung ist hier meist nicht nötig.
Herstellerspezifische Zertifizierungen
Die großen Technologieanbieter haben umfangreiche Zertifizierungsprogramme entwickelt. Diese bauen meist aufeinander auf und ermöglichen dir eine systematische Weiterentwicklung deiner Fachkenntnisse. Die Zertifizierungen sind dabei nach Schwierigkeitsgraden gestaffelt - von Associate über Professional bis zum Expert-Level.
Microsoft-Zertifizierungen
Microsoft hat sein Zertifizierungsprogramm stark auf Cloud-Technologien ausgerichtet. Die wichtigsten Pfade sind:
- Azure Administrator Associate: Für die Verwaltung von Cloud-Infrastrukturen
- Azure Developer Associate: Für die Cloud-native Entwicklung
- Azure Solutions Architect Expert: Für die Planung komplexer Cloud-Architekturen
- Microsoft 365 Certified: Für die Administration von Microsoft 365 Diensten
Diese Zertifizierungen sind besonders relevant für Fachinformatiker der Systemintegration und Kaufleute für IT-System-Management. Die Kosten liegen bei etwa 165 Euro pro Prüfung und müssen alle 1-2 Jahre erneuert werden.
Amazon Web Services (AWS)
AWS bietet ein ähnlich strukturiertes Programm:
- AWS Solutions Architect
- AWS Developer
- AWS SysOps Administrator
- AWS DevOps Engineer
Die Associate-Level Zertifizierungen kosten etwa 150 Dollar, Professional-Level etwa 300 Dollar. Diese Zertifizierungen sind besonders wertvoll für IT-Berufe, die sich mit Cloud-Infrastrukturen beschäftigen.
Cisco Zertifizierungen
Cisco ist der Standard im Netzwerkbereich. Die wichtigsten Zertifizierungspfade sind:
Level | Bezeichnung | Typische Position |
---|---|---|
Associate | CCNA | Netzwerk-Administrator |
Professional | CCNP | Netzwerk-Engineer |
Expert | CCIE | Netzwerk-Architekt |
Die CCNA-Zertifizierung ist der Einstieg in die Cisco-Welt und kostet etwa 300 Dollar. Sie ist besonders relevant für Fachinformatiker der Systemintegration und der Digitalen Vernetzung.
Oracle Zertifizierungen
Oracle bietet Zertifizierungen in verschiedenen Bereichen an:
- Datenbank-Administration
- Java-Entwicklung
- Cloud-Infrastruktur
- Middleware-Technologien
Diese sind besonders interessant für Fachinformatiker der Anwendungsentwicklung und Daten- und Prozessanalyse. Die Kosten liegen zwischen 200 und 600 Dollar pro Prüfung.
SAP Zertifizierungen
Für IT-Berufe im Enterprise-Umfeld sind SAP-Zertifizierungen wichtig. SAP unterscheidet zwischen Anwender- und Berater-Zertifizierungen. Die Berater-Zertifizierungen gibt es in den Bereichen:
- Application (Customizing)
- Development (Programmierung)
- Technology (Installation/Administration)
Diese Zertifizierungen sind besonders relevant für Kaufleute für Digitalisierungsmanagement und Fachinformatiker.
Karriereplanung mit Herstellerzertifizierungen
Bei der Auswahl der Zertifizierungen solltest du strategisch vorgehen. Konzentriere dich auf die Technologien, die in deinem Unternehmen eingesetzt werden oder in deinem Wunsch-Tätigkeitsfeld relevant sind. Die Zertifizierungen der großen Anbieter sind dabei oft aufeinander aufbauend gestaltet. Du beginnst mit einem Associate-Level und kannst dich dann über Professional bis zum Expert-Level entwickeln.
Beachte auch die Gültigkeitsdauer: Die meisten Herstellerzertifizierungen müssen alle 2-3 Jahre erneuert werden. Die Kosten dafür übernehmen häufig die Arbeitgeber, da sie direkt von deinem aktualisierten Fachwissen profitieren.
Spezialisierte Zertifizierungen und Trends
Die IT-Branche entwickelt sich kontinuierlich weiter und damit auch die Anforderungen an Zertifizierungen. Aktuell sind besonders Spezialisierungen in den Bereichen Security, Cloud und agile Methoden gefragt. Diese ergänzen die klassischen Herstellerzertifizierungen und ermöglichen dir eine gezielte Profilierung in Zukunftsfeldern.
IT-Security Zertifizierungen
Im Bereich IT-Sicherheit haben sich mehrere hochwertige Zertifizierungen etabliert:
- Certified Information Systems Security Professional (CISSP)
- Certified Ethical Hacker (CEH)
- CompTIA Security+ (als Einstieg)
- GIAC Security Essentials Certification (GSEC)
Diese Zertifizierungen sind besonders relevant für Fachinformatiker der Systemintegration und der Digitalen Vernetzung. Sie kosten zwischen 300 und 700 Euro und müssen meist alle drei Jahre erneuert werden.
Agile und Projektmanagement
Die agile Arbeitsweise hat sich in der IT-Entwicklung durchgesetzt. Die wichtigsten Zertifizierungsanbieter sind:
Anbieter | Zertifizierung | Fokus |
---|---|---|
Scrum.org | Professional Scrum Master | Scrum-Prozesse |
PMI | PMI Agile Certified Practitioner | Agiles Projektmanagement |
Kanban University | Kanban Management Professional | Kanban-Methodik |
Diese Zertifizierungen sind für alle IT-Berufe relevant, besonders wenn du eine Führungsrolle anstrebst.
Empfehlungen für deine Zertifizierungsstrategie
Wähle deine Zertifizierungen gezielt nach deinen Karrierezielen aus. Beginne mit einem Foundation-Zertifikat in deinem Kernbereich. Spezialisiere dich dann schrittweise durch weiterführende Zertifizierungen. Beachte dabei diese Aspekte:
- Prüfe, welche Zertifizierungen in deiner Zielbranche Standard sind
- Kläre die Kostenübernahme mit deinem Arbeitgeber
- Plane die regelmäßigen Rezertifizierungen ein
- Kombiniere Herstellerzertifizierungen mit methodischen Zertifikaten
Die Investition in Zertifizierungen zahlt sich aus: Sie verbessern deine Karrierechancen und ermöglichen dir oft auch eine bessere Vergütung. Bleibe aber realistisch - Zertifizierungen sind wichtig, aber praktische Erfahrung und kontinuierliche Weiterbildung sind der Schlüssel zum langfristigen Erfolg in der IT.