Rechte & Pflichten: Pflichten als Azubi
Mit dem Start deiner Ausbildung in einem IT-Beruf übernimmst du wichtige Pflichten, die im Berufsbildungsgesetz und in deinem Ausbildungsvertrag festgelegt sind. Diese Pflichten bilden die Grundlage für eine erfolgreiche Ausbildung und deine spätere Berufstätigkeit in der IT-Branche.
Die wichtigsten Pflichten für dich als Auszubildender sind:
- Aktives Lernen und Mitarbeiten im Betrieb und in der Berufsschule
- Sorgfältiges Führen des Ausbildungsnachweises
- Befolgen von Weisungen der Ausbilder
- Gewissenhafte Behandlung von Arbeitsmitteln
- Wahrung von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen
Diese Pflichten gelten während der gesamten Ausbildungszeit. Wenn du sie ernst nimmst und gewissenhaft erfüllst, schaffst du eine gute Basis für deinen erfolgreichen Berufsabschluss. In den folgenden Abschnitten erfährst du im Detail, was die einzelnen Pflichten für dich bedeuten und wie du sie im Ausbildungsalltag umsetzt.
Die Lernpflicht - deine wichtigste Aufgabe
Das Berufsbildungsgesetz verpflichtet dich, aktiv an deiner Ausbildung mitzuwirken. Deine zentrale Aufgabe besteht darin, dir alle Fertigkeiten und Kenntnisse anzueignen, die für deinen IT-Beruf notwendig sind. Dies bedeutet nicht nur die passive Teilnahme am Unterricht, sondern erfordert deine aktive Mitarbeit sowohl im Betrieb als auch in der Berufsschule.
Im Betrieb solltest du:
- Aufmerksam die Erklärungen deiner Ausbilder verfolgen
- Eigenständig Aufgaben bearbeiten und Lösungen entwickeln
- Bei Unklarheiten nachfragen und um Hilfe bitten
- Dich auch über die Pflichtaufgaben hinaus mit neuen Technologien beschäftigen
In der Berufsschule gehören zu deinen Pflichten:
- Regelmäßige und pünktliche Teilnahme am Unterricht
- Aktive Mitarbeit in allen Fächern
- Gewissenhafte Vor- und Nachbereitung des Unterrichtsstoffs
- Fristgerechtes Erledigen von Hausaufgaben
Besonders wichtig ist deine Eigeninitiative beim Lernen. Die IT-Branche entwickelt sich ständig weiter, deshalb musst du dich auch selbstständig auf dem Laufenden halten. Nutze dafür die Lernangebote deines Betriebs, online Ressourcen und Fachliteratur. Plane regelmäßige Lernzeiten ein und setze dir realistische Lernziele.
Wenn du längere Zeit krank bist oder aus anderen Gründen nicht am Unterricht teilnehmen kannst, musst du dies unverzüglich sowohl dem Betrieb als auch der Berufsschule melden. Bei Krankheit ist spätestens am dritten Tag eine ärztliche Bescheinigung vorzulegen. Der versäumte Stoff muss eigenständig nachgeholt werden.
Die erfolgreiche Teilnahme an der Zwischenprüfung und das Bestehen der Abschlussprüfung sind ebenfalls Teil deiner Lernpflicht. Bereite dich rechtzeitig und gründlich auf diese Prüfungen vor. Dein Ausbildungsbetrieb und die Berufsschule unterstützen dich dabei, die Initiative muss aber von dir ausgehen.
Dokumentationspflichten und Ausbildungsnachweis
Der Ausbildungsnachweis, früher auch als Berichtsheft bekannt, ist ein wichtiges Dokument deiner Ausbildung. Das regelmäßige und sorgfältige Führen des Nachweises ist nicht nur eine Pflicht, sondern auch Voraussetzung für die Zulassung zur Abschlussprüfung.
Ein vollständiger Ausbildungsnachweis enthält:
- Beschreibungen der durchgeführten Tätigkeiten im Betrieb
- Dokumentation des Berufsschulunterrichts
- Teilnahme an Schulungen und anderen Ausbildungsmaßnahmen
- Projekte und deren Ergebnisse
- Unterschriften von dir und deinem Ausbilder
Die Einträge müssen mindestens wöchentlich erfolgen und zeitnah von deinem Ausbilder kontrolliert und unterschrieben werden. Dein Betrieb muss dir während der Arbeitszeit Gelegenheit geben, den Ausbildungsnachweis zu führen. Plane dafür am besten einen festen Zeitpunkt ein, zum Beispiel jeweils am Ende der Arbeitswoche.
So führst du den Ausbildungsnachweis korrekt:
- Beschreibe deine Tätigkeiten knapp aber präzise
- Verwende Fachbegriffe richtig
- Achte auf Vollständigkeit und Lesbarkeit
- Dokumentiere auch die Berufsschulthemen
- Hole regelmäßig die erforderlichen Unterschriften ein
Viele Betriebe nutzen inzwischen digitale Ausbildungsnachweise. Die Form - ob digital oder auf Papier - wird in deinem Ausbildungsvertrag festgelegt. Bei der digitalen Version gelten die gleichen Anforderungen an Regelmäßigkeit und Unterschriften wie beim klassischen Berichtsheft.
Wenn du den Ausbildungsnachweis nicht oder nur unvollständig führst, kann dir die Zulassung zur Abschlussprüfung verweigert werden. Außerdem ist der Nachweis ein wichtiges Dokument bei möglichen Konflikten während der Ausbildung, da er den korrekten Ausbildungsverlauf belegt. Bewahre daher alle Unterlagen sorgfältig auf und mache dir regelmäßig Sicherungskopien, besonders bei der digitalen Version.
Weisungsgebundenheit und betriebliche Ordnung
In IT-Unternehmen ist eine klare Organisationsstruktur wichtig für reibungslose Arbeitsabläufe. Als Auszubildender bist du verpflichtet, den Anweisungen deiner Vorgesetzten zu folgen. Diese Weisungsbefugnis gilt für alle Personen, die dir zu Beginn der Ausbildung als weisungsberechtigt vorgestellt wurden.
Typische weisungsberechtigte Personen in deiner Ausbildung sind:
- Dein direkter Ausbilder oder deine Ausbilderin
- Die Ausbildungsleitung
- Projektleiter und Teamleiter in deinem Einsatzbereich
- Fachkräfte, die mit deiner Anleitung beauftragt sind
Die betriebliche Ordnung umfasst verschiedene Regelwerke und Vorschriften, die du einhalten musst. Besonders wichtig in IT-Unternehmen sind:
Arbeitszeit und Anwesenheit:
- Pünktliches Erscheinen zur vereinbarten Arbeitszeit
- Einhalten der Pausenzeiten
- Rechtzeitige Krankmeldung (meist vor Arbeitsbeginn)
- Beantragung von Urlaub nach betrieblichen Vorgaben
IT-Sicherheit und Datenschutz:
- Nutzung von Passwörtern und Zugangsdaten nach Vorgabe
- Einhaltung der IT-Sicherheitsrichtlinien
- Verantwortungsvoller Umgang mit betrieblicher Hardware
- Beachtung der Datenschutzbestimmungen
Die Anweisungen müssen sich dabei immer im Rahmen deiner Ausbildung bewegen. Ausbildungsfremde Tätigkeiten, die nicht dem Ausbildungszweck dienen, darfst du ablehnen. Im Zweifelsfall sprich mit deinem Ausbilder oder der Ausbildungsleitung.
Verstöße gegen die betriebliche Ordnung oder die Nichtbefolgung von Anweisungen können arbeitsrechtliche Konsequenzen haben. Diese reichen von einem klärenden Gespräch über eine Abmahnung bis hin zur Kündigung in schweren Fällen. Handle daher stets verantwortungsbewusst und frage im Zweifelsfall lieber einmal mehr nach.
Sorgfaltspflicht im Umgang mit Arbeitsmitteln
In der IT-Ausbildung arbeitest du mit hochwertiger technischer Ausrüstung. Der sorgfältige Umgang mit diesen Arbeitsmitteln gehört zu deinen wichtigsten Pflichten. Dein Ausbildungsbetrieb stellt dir die notwendige Ausstattung kostenlos zur Verfügung - im Gegenzug wird ein verantwortungsvoller Umgang damit erwartet.
Besondere Sorgfalt ist erforderlich bei:
Hardware:
- Laptops, Tablets und mobile Geräte
- Server und Netzwerkkomponenten
- Mess- und Diagnosegeräte
- Werkzeuge für Hardware-Installationen
Software und Daten:
- Betriebssysteme und Anwendungsprogramme
- Entwicklungsumgebungen und Tools
- Lizenzen und Zugangsdaten
- Kunden- und Unternehmensdaten
So gehst du richtig mit den Arbeitsmitteln um:
- Befolge die Bedienungsanleitungen und Nutzungsrichtlinien
- Melde Schäden oder Fehlfunktionen sofort
- Sichere Daten regelmäßig nach Vorgabe
- Halte deinen Arbeitsplatz sauber und ordentlich
- Verwende die Geräte nur für dienstliche Zwecke
Bei Beschädigungen durch fahrlässiges Verhalten kannst du unter Umständen haftbar gemacht werden. Dies gilt besonders dann, wenn du Sicherheitsvorschriften missachtest oder grob fahrlässig handelst. Normale Abnutzung oder versehentliche kleinere Schäden fallen dagegen unter das allgemeine Betriebsrisiko.
Besonders wichtig ist der sichere Transport von mobilen Geräten. Verwende immer die dafür vorgesehenen Taschen oder Koffer. Lasse keine Geräte unbeaufsichtigt und sichere sie gegen Diebstahl. Bei Homeoffice-Arbeit gelten die gleichen Sorgfaltspflichten wie im Betrieb.
Verschwiegenheitspflicht
Als Auszubildender in einem IT-Beruf erhältst du Zugang zu sensiblen Informationen. Die Verschwiegenheitspflicht verpflichtet dich, diese Informationen geheim zu halten - nicht nur während der Ausbildung, sondern auch danach. Diese Pflicht ist besonders wichtig, da IT-Unternehmen oft mit vertraulichen Daten arbeiten.
Zu den schützenswerten Informationen gehören:
- Geschäftsprozesse und Entwicklungsprojekte
- Kundendaten und Auftragsdetails
- Zugangsdaten und Passwörter
- Technische Spezifikationen
- Interne Dokumente und Kommunikation
Die Verschwiegenheitspflicht gilt gegenüber:
- Konkurrenzunternehmen
- Freunden und Familie
- Anderen Auszubildenden
- Sozialen Medien
- Ehemaligen Kollegen nach der Ausbildung
Deine Verschwiegenheitspflicht wird meist durch zusätzliche Vereinbarungen konkretisiert. Häufig musst du eine separate Vertraulichkeitsvereinbarung oder eine Datenschutzerklärung unterschreiben. Diese Dokumente regeln im Detail, welche Informationen als vertraulich gelten und wie du damit umgehen musst.
Ein Verstoß gegen die Verschwiegenheitspflicht kann schwerwiegende Folgen haben:
- Fristlose Kündigung des Ausbildungsverhältnisses
- Schadenersatzforderungen
- Strafrechtliche Konsequenzen
- Verlust von Referenzen für spätere Bewerbungen
Im Zweifelsfall frage lieber einmal mehr bei deinem Ausbilder nach, welche Informationen du weitergeben darfst und welche nicht. Besondere Vorsicht ist auch bei der Nutzung von privaten Geräten oder beim Homeoffice geboten. Achte darauf, dass keine vertraulichen Unterlagen für Unbefugte zugänglich sind.
Konsequenzen bei Pflichtverletzungen
Wenn du deine Pflichten als Auszubildender verletzt, kann dies verschiedene Konsequenzen nach sich ziehen. Die Maßnahmen folgen dabei meist einem festgelegten Ablauf, der dir die Möglichkeit gibt, dein Verhalten zu korrigieren.
Typische Pflichtverletzungen und ihre Folgen:
Leichte Verstöße:
- Verspätungen: Gespräch mit Ausbilder
- Unordentliche Dokumentation: Nachbesserung erforderlich
- Kleine Nachlässigkeiten: Mündliche Ermahnung
Schwere Verstöße:
- Unentschuldigtes Fehlen: Schriftliche Abmahnung
- Verweigerung von Arbeitsaufträgen: Abmahnung
- Datenschutzverstöße: Möglicherweise fristlose Kündigung
So vermeidest du Konflikte von vornherein:
- Kommuniziere offen mit deinem Ausbilder
- Frage nach, wenn du unsicher bist
- Reagiere sofort auf Kritik
- Dokumentiere wichtige Gespräche
- Nutze Beratungsangebote der IHK
Bei Problemen steht dir der Schlichtungsausschuss der IHK zur Verfügung. Dieser vermittelt kostenlos zwischen dir und deinem Ausbildungsbetrieb. Eine Kontaktaufnahme mit dem Ausschuss ist sinnvoll, bevor sich Konflikte zuspitzen.
Solltest du eine Abmahnung erhalten, nimm diese ernst und reagiere angemessen:
- Prüfe den Sachverhalt sorgfältig
- Verfasse gegebenenfalls eine Gegendarstellung
- Ändere das beanstandete Verhalten
- Dokumentiere deine Bemühungen zur Besserung
Die beste Strategie ist es, Pflichtverletzungen von Anfang an zu vermeiden. Bleibe mit deinem Ausbilder im Gespräch und hole dir bei Unsicherheiten rechtzeitig Unterstützung. Eine erfolgreiche Ausbildung ist immer das Ergebnis guter Zusammenarbeit zwischen dir und deinem Ausbildungsbetrieb.