Zwischen Betrieb und Berufsschule
Die duale IT-Ausbildung verbindet zwei Lernorte miteinander: Den Ausbildungsbetrieb und die Berufsschule. Im Betrieb arbeitest du von Beginn an in echten IT-Projekten mit und sammelst praktische Erfahrung. Die Berufsschule vermittelt dir das theoretische Fachwissen, das du für deinen Beruf brauchst.
Dabei ergänzen sich beide Lernorte: Was du in der Berufsschule theoretisch lernst, kannst du im Betrieb direkt anwenden. Und deine praktischen Erfahrungen aus dem Betrieb helfen dir, die Theorie in der Berufsschule besser zu verstehen.
Die wichtigsten Eckpunkte der dualen Ausbildung auf einen Blick:
- Die Berufsschule vermittelt in 12 Lernfeldern die theoretischen Grundlagen
- Der Betrieb ist für die praktische Ausbildung nach Ausbildungsrahmenplan verantwortlich
- Die ersten 18 Monate sind in allen IT-Berufen gleich aufgebaut
- Danach erfolgt die Spezialisierung je nach gewähltem Beruf und Fachrichtung
Die Herausforderung besteht darin, beide Lernorte unter einen Hut zu bekommen. Dafür gibt es klare gesetzliche Regelungen - zum Beispiel zur Freistellung für die Berufsschule oder zur Anrechnung der Schulzeiten. Wie das genau funktioniert und was du dabei beachten musst, erfährst du in den nächsten Abschnitten.
Teilzeit- oder Blockunterricht - Wie läuft die Berufsschule ab?
Der Berufsschulunterricht wird in zwei verschiedenen Modellen angeboten. Welches Modell für dich gilt, hängt von deiner Berufsschule ab:
Teilzeitunterricht: Im Teilzeitmodell besuchst du an ein bis zwei festen Tagen pro Woche die Berufsschule. Die restlichen Tage verbringst du im Ausbildungsbetrieb. Dieses Modell ermöglicht dir einen regelmäßigen Wechsel zwischen Theorie und Praxis. Du kannst das Gelernte zeitnah im Betrieb anwenden und bleibst durchgehend in beide Lernorte eingebunden.
Blockunterricht: Beim Blockunterricht findet der Berufsschulunterricht in zusammenhängenden Blöcken von mehreren Wochen statt. In diesen Wochen bist du durchgehend in der Berufsschule. Zwischen den Blöcken arbeitest du dann ausschließlich im Betrieb. Ein Schulblock dauert meist 2-4 Wochen und umfasst mindestens 25 Unterrichtsstunden pro Woche.
Die Vor- und Nachteile der Modelle im Vergleich:
Aspekt | Teilzeitunterricht | Blockunterricht |
---|---|---|
Theorie-Praxis-Transfer | Direkter Transfer möglich | Verzögerter Transfer |
Konzentration | Regelmäßiger Wechsel | Fokussiertes Lernen |
Betriebliche Einbindung | Durchgehend | Mit Unterbrechungen |
Projektarbeit | Schwieriger planbar | Gut planbar |
Für die Betriebe bedeutet der Blockunterricht eine längere zusammenhängende Abwesenheit der Auszubildenden. Dies muss bei der Projektplanung berücksichtigt werden. Der Vorteil ist jedoch, dass die Auszubildenden zwischen den Blöcken voll für betriebliche Aufgaben zur Verfügung stehen.
Als Auszubildender solltest du dich frühzeitig über dein Unterrichtsmodell informieren. Plane deine Lernzeiten entsprechend und sprich mit deinem Ausbildungsbetrieb über die Organisation. Bei beiden Modellen gilt: Der Besuch der Berufsschule ist Pflicht und der Betrieb muss dich dafür freistellen.
Freistellung für die Berufsschule
Dein Ausbildungsbetrieb muss dich für den Besuch der Berufsschule freistellen. Diese Freistellungspflicht ist im Berufsbildungsgesetz geregelt und gilt auch für Prüfungen und schulische Veranstaltungen wie Exkursionen. Während der Freistellung wird deine Ausbildungsvergütung normal weitergezahlt.
Grundlegende Regelungen für alle Auszubildenden
Folgende Regelungen gelten unabhängig vom Alter:
- Vor einem Berufsschultag, der vor 9 Uhr beginnt, darfst du nicht im Betrieb beschäftigt werden
- Die Berufsschulzeit inklusive Pausen und Wegezeiten wird auf deine Ausbildungszeit angerechnet
- Nach der Berufsschule musst du eine Ruhepause einlegen, bevor du in den Betrieb zurückkehrst
Besondere Regelungen für Jugendliche unter 18 Jahren
Für Auszubildende unter 18 Jahren gelten nach dem Jugendarbeitsschutzgesetz zusätzliche Schutzvorschriften:
Bei Teilzeitunterricht: An einem Berufsschultag mit mehr als 5 Unterrichtsstunden (je 45 Minuten) gilt:
- Der Tag wird mit der durchschnittlichen täglichen Ausbildungszeit angerechnet
- An einem Tag pro Woche besteht nach der Schule ein Beschäftigungsverbot
- Bei zwei solchen Tagen bestimmt der Betrieb, an welchem Tag du nicht mehr kommen musst
Bei Blockunterricht: In Schulwochen mit mindestens 25 Stunden Blockunterricht an 5 Tagen:
- Die Woche wird mit der durchschnittlichen wöchentlichen Ausbildungszeit angerechnet
- Eine zusätzliche Beschäftigung im Betrieb ist nur bis zu 2 Stunden pro Woche zulässig
Praktisches Rechenbeispiel
So wird die Anrechnung bei Teilzeitunterricht berechnet:
Beispiel für einen Berufsschultag mit 6 Unterrichtsstunden:
6 Stunden × 45 Minuten = 270 Minuten Unterricht
+ 45 Minuten Pausen
+ 30 Minuten Wegezeit zum Betrieb
= 345 Minuten = 5,75 Stunden werden angerechnet
Bei einer regulären Ausbildungszeit von 8 Stunden könntest du theoretisch noch 2,25 Stunden im Betrieb arbeiten. Der Betrieb muss jedoch prüfen, ob dies zumutbar ist. Als Faustregel gilt: Die verbleibende Ausbildungszeit sollte mindestens doppelt so lang sein wie die Wegezeit zwischen Berufsschule und Betrieb.
Sonderregelungen und Ausnahmen
Ausbildungsbetrieb und Auszubildende können vereinbaren, dass ausgefallene Ausbildungszeiten an anderen Tagen nachgeholt werden. Dabei müssen jedoch die gesetzlichen Höchstarbeitszeiten eingehalten werden:
- Für Jugendliche: maximal 8,5 Stunden täglich und 40 Stunden wöchentlich
- Für Erwachsene: maximal 10 Stunden täglich und 48 Stunden wöchentlich
Die Rückkehr in den Betrieb nach der Berufsschule gilt als unzumutbar, wenn die verbleibende Ausbildungszeit unter 2 Stunden liegt oder das Verhältnis von Wegezeit zu Restausbildungszeit ungünstiger als 1:2 ist.
Tipps für die Organisation
Die erfolgreiche Koordination von Berufsschule und Betrieb erfordert gute Organisation. Mit den folgenden praktischen Tipps kannst du beide Lernorte optimal miteinander verbinden.
Kommunikation ist der Schlüssel
Informiere deinen Ausbilder frühzeitig über wichtige Termine und Ereignisse in der Berufsschule:
- Klassenarbeiten und Prüfungen
- Projektwochen oder Exkursionen
- Änderungen im Stundenplan
- Zeugnistermine
Sprich auch regelmäßig mit deinen Berufsschullehrern über aktuelle Projekte im Betrieb. So können sie die Theorie noch besser mit deiner Praxis verknüpfen.
Verknüpfung von Theorie und Praxis
Führe ein Notizbuch, in dem du Verbindungen zwischen Berufsschule und Betrieb dokumentierst. Notiere dir zum Beispiel:
- Welche Schulthemen du im Betrieb praktisch anwenden konntest
- Welche betrieblichen Aufgaben du mit Schulwissen besser verstehst
- Offene Fragen, die du im jeweils anderen Lernort klären möchtest
Nutze auch deine Ausbildungsnachweise, um diese Verbindungen festzuhalten. Sie helfen dir nicht nur bei der Prüfungsvorbereitung, sondern zeigen auch deinem Ausbilder, wo du gerade in der Berufsschule stehst.
Denk daran: Eine gute Organisation zwischen Berufsschule und Betrieb zahlt sich besonders in der Prüfungsvorbereitung aus. Mit diesen Tipps behältst du beide Lernorte im Blick und kannst deine Ausbildung erfolgreich meistern.