Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung
Als Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung konzipierst und entwickelst du Software für unterschiedliche Einsatzbereiche. Du analysierst die Anforderungen der Kunden, planst die technische Umsetzung und programmierst die entsprechenden Anwendungen. Dabei arbeitest du mit modernen Entwicklungsumgebungen und verschiedenen Programmiersprachen.
Die Fachrichtung Anwendungsentwicklung konzentriert sich besonders auf die Projektierung und Entwicklung von kundenspezifischen Softwarelösungen. Du entwickelst Programme unter Berücksichtigung der Informationssicherheit und nutzt dafür agile, vernetzte und teamorientierte Entwicklungsmethoden. Eine wichtige Aufgabe ist die Auswahl der passenden Programmierparadigmen, Programmiersprachen und Entwicklungsumgebungen für das jeweilige Projekt.
In deiner täglichen Arbeit erstellst du nicht nur neue Software, sondern passt auch bestehende Anwendungen an veränderte Anforderungen an. Du testest die entwickelten Programme ausführlich und dokumentierst sowohl den Entwicklungsprozess als auch die fertige Software. Die Einweisung und Beratung der Anwender gehört ebenfalls zu deinen Aufgaben.
Die Ausbildung vermittelt dir fundiertes Fachwissen aus Informatik und Softwareentwicklung. Du lernst systematisch und strukturiert zu arbeiten, komplexe Probleme zu analysieren und kreative Lösungen zu entwickeln. Kommunikationsfähigkeit und Teamarbeit sind dabei genauso wichtig wie technisches Verständnis und logisches Denken.
Typische Aufgaben und Tätigkeiten
Im Berufsalltag eines Fachinformatikers für Anwendungsentwicklung stehen verschiedene konkrete Aufgaben im Mittelpunkt. Ein wichtiger Teil deiner Arbeit ist die Konzeption von Softwareanwendungen. Du analysierst die Anforderungen der Kunden und erstellst daraus technische Spezifikationen. Dabei berücksichtigst du auch die bestehende IT-Infrastruktur und wählst passende Technologien aus.
In der Entwicklungsphase programmierst du die Software nach den erarbeiteten Vorgaben. Du erstellst den Programmcode, implementierst Datenbanken und entwickelst Benutzeroberflächen. Dabei achtest du besonders auf die ergonomische Gestaltung der Bedienoberflächen. Die Programme müssen sowohl funktional als auch benutzerfreundlich sein.
Ein großer Teil deiner Arbeit besteht aus der Qualitätssicherung. Du entwickelst Testkonzepte und führst verschiedene Tests durch. Dazu gehören Modultests einzelner Programmteile sowie Systemtests der gesamten Anwendung. Die Testergebnisse dokumentierst du sorgfältig und behebst gefundene Fehler.
Bestehende Anwendungen weiterzuentwickeln und zu pflegen ist eine weitere wichtige Aufgabe. Du analysierst den vorhandenen Code, implementierst neue Funktionen und optimierst die Performance. Dabei musst du dich auch in fremden Code einarbeiten können. Die Versionsverwaltung der Software gehört ebenfalls zu deinen Aufgaben.
In der Projektarbeit stimmst du dich regelmäßig mit Kollegen und Kunden ab. Du präsentierst Zwischenergebnisse, besprichst Änderungswünsche und berätst bei technischen Fragen. Die Dokumentation deiner Arbeit ist dabei sehr wichtig - von der ersten Konzeption bis zur fertigen Anwendung. Du erstellst technische Dokumentationen für andere Entwickler sowie Benutzerhandbücher für die Anwender.
Datenschutz und IT-Sicherheit spielen bei der Entwicklung eine zentrale Rolle. Du implementierst Sicherheitskonzepte und stellst sicher, dass die Software den Datenschutzanforderungen entspricht. Dazu gehören sichere Authentifizierung, Verschlüsselung sensibler Daten und die Protokollierung von Zugriffen.
Ausbildungsinhalte laut Rahmenlehrplan
Der schulische Teil deiner Ausbildung orientiert sich am Rahmenlehrplan und ist in verschiedene Lernfelder aufgeteilt. Die ersten neun Lernfelder sind dabei für alle Fachrichtungen identisch und vermitteln dir wichtige Grundlagen:
Lernfeld | Inhalt | Dauer (Stunden) |
---|---|---|
1 | Das Unternehmen und die eigene Rolle im Betrieb beschreiben | 40 |
2 | Arbeitsplätze nach Kundenwunsch ausstatten | 80 |
3 | Clients in Netzwerke einbinden | 80 |
4 | Schutzbedarfsanalyse im eigenen Arbeitsbereich durchführen | 40 |
5 | Software zur Verwaltung von Daten anpassen | 80 |
6 | Serviceanfragen bearbeiten | 40 |
7 | Cyber-physische Systeme ergänzen | 80 |
8 | Daten systemübergreifend bereitstellen | 80 |
9 | Netzwerke und Dienste bereitstellen | 80 |
Für die Fachrichtung Anwendungsentwicklung sind zusätzlich drei spezielle Lernfelder vorgesehen:
Lernfeld | Inhalt | Dauer (Stunden) |
---|---|---|
10a | Benutzerschnittstellen gestalten und entwickeln | 80 |
11a | Funktionalität in Anwendungen realisieren | 80 |
12a | Kundenspezifische Anwendungsentwicklung durchführen | 120 |
In diesen fachrichtungsspezifischen Lernfeldern konzentrierst du dich auf die Entwicklung von Softwareanwendungen. Du lernst, wie du Benutzeroberflächen ergonomisch gestaltest und entwickelst. Die Realisierung von Programmfunktionen und die modulare Entwicklung von Softwarekomponenten sind weitere wichtige Themen. Im letzten Lernfeld arbeitest du an kompletten Kundenprojekten und wendest dein erlerntes Wissen in der Praxis an.
Der Unterricht findet in der Berufsschule statt und wird durch praktische Übungen und Projektarbeiten ergänzt. Die angegebenen Stunden verteilen sich über die gesamte Ausbildungszeit. Dabei baut jedes Lernfeld auf dem vorherigen auf und die Komplexität der Aufgaben nimmt stetig zu.
Betriebliche Ausbildungsinhalte
Die praktische Ausbildung im Betrieb folgt dem Ausbildungsrahmenplan. Dieser teilt sich in fachrichtungsübergreifende und fachrichtungsspezifische Inhalte auf. In den ersten 18 Monaten konzentrierst du dich auf die grundlegenden Fertigkeiten:
Berufsprofilgebende Fertigkeiten | Zeitrahmen (Wochen) |
---|---|
Planen und Durchführen von Arbeitsaufgaben | 12 |
Informieren und Beraten von Kunden | 3 |
Beurteilen von IT-Systemen | 10 |
Entwickeln und Betreuen von IT-Lösungen | 5 |
Durchführen von Qualitätssicherung | 4 |
Umsetzen von IT-Sicherheit und Datenschutz | 6 |
Programmieren von Softwarelösungen | 5 |
Für die Fachrichtung Anwendungsentwicklung sind folgende spezifische Inhalte vorgesehen:
Fachrichtungsspezifische Fertigkeiten | Zeitrahmen (Wochen) |
---|---|
Konzipieren und Umsetzen von Softwareanwendungen | 40 |
Sicherstellen der Qualität von Software | 12 |
Diese Inhalte vermitteln dir zentrale Kompetenzen für die Softwareentwicklung:
- Auswahl und Einsatz von Vorgehensmodellen und Entwicklungsumgebungen
- Anwendung von Analyse- und Designverfahren
- Ergonomische Gestaltung von Benutzeroberflächen
- Entwicklung von Anwendungslösungen unter Berücksichtigung der Systemarchitektur
- Realisierung des Datenaustauschs zwischen Systemen
- Durchführung komplexer Datenbankabfragen
- Erstellung und Durchführung von Modultests
- Einsatz von Versionsverwaltung
- Qualitätssicherung und Dokumentation
Integrativ werden während der gesamten Ausbildung auch übergreifende Kompetenzen vermittelt:
- Berufsbildung und Arbeitsrecht
- Aufbau und Organisation des Ausbildungsbetriebes
- Sicherheit und Gesundheitsschutz
- Umweltschutz
- Vernetztes Zusammenarbeiten mit digitalen Medien
Die zeitlichen Richtwerte können je nach betrieblichen Anforderungen angepasst werden. Die praktische Ausbildung erfolgt meist direkt an realen Projekten, wodurch du die Inhalte praxisnah erlernst.
Spezialisierung und Einsatzgebiete
Als Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung kannst du dich während deiner Ausbildung auf eines von fünf Einsatzgebieten spezialisieren. Dein Ausbildungsbetrieb legt dabei das Einsatzgebiet fest, in dem du deine Fertigkeiten vertiefst:
In kaufmännischen Systemen entwickelst du Software für Geschäftsprozesse. Dazu gehören Programme für Buchhaltung, Warenwirtschaft, Personalverwaltung oder Customer-Relationship-Management. Du arbeitest mit betriebswirtschaftlichen Daten und implementierst Geschäftslogik in deine Anwendungen.
Bei technischen Systemen konzentrierst du dich auf Software zur Steuerung und Überwachung von Maschinen und Anlagen. Du entwickelst Schnittstellen zwischen IT-Systemen und technischen Komponenten, programmierst Steuerungssoftware und erstellst Visualisierungen für Prozessabläufe.
Im Bereich der Expertensysteme entwickelst du Programme, die Fachwissen digital abbilden und für Entscheidungen nutzen. Diese Systeme unterstützen beispielsweise bei Diagnosen, Planungsaufgaben oder komplexen Analysen. Du implementierst dabei Algorithmen zur Wissensverarbeitung und Entscheidungsfindung.
Bei mathematisch-wissenschaftlichen Systemen erstellst du Anwendungen für Forschung und Entwicklung. Du implementierst mathematische Modelle, entwickelst Simulationssoftware oder Programme zur Datenanalyse. Dabei arbeitest du oft mit großen Datenmengen und komplexen Berechnungen.
Im Bereich Multimedia-Systeme konzentrierst du dich auf interaktive Anwendungen mit Audio, Video und Grafik. Du entwickelst Webanwendungen, Lernprogramme oder Content-Management-Systeme. Die Gestaltung benutzerfreundlicher Oberflächen und die Verarbeitung verschiedener Medienformate stehen hier im Vordergrund.
Unabhängig vom gewählten Einsatzgebiet erlernst du die grundlegenden Entwicklungsmethoden und Programmiertechniken. Die Spezialisierung ermöglicht dir dabei, dein Fachwissen in einem Bereich zu vertiefen und dich für entsprechende Arbeitgeber zu qualifizieren.
Technologien und Werkzeuge
In der Ausbildung zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung lernst du verschiedene Programmiersprachen und Entwicklungswerkzeuge kennen. Die konkrete Auswahl richtet sich nach deinem Ausbildungsbetrieb und dem gewählten Einsatzgebiet.
Zu den wichtigsten Programmiersprachen gehören Java, Python und JavaScript. Java wird häufig für unternehmenskritische Anwendungen eingesetzt. Python eignet sich besonders für Datenanalyse und maschinelles Lernen. JavaScript ist unverzichtbar für moderne Webanwendungen. Weitere relevante Sprachen sind C#, PHP und SQL für Datenbankzugriffe.
Als Entwicklungsumgebungen (IDEs) kommen professionelle Werkzeuge wie Visual Studio Code, IntelliJ IDEA oder Eclipse zum Einsatz. Diese unterstützen dich bei der Programmierung durch Funktionen wie Code-Vervollständigung, Fehleranalyse und integriertes Debugging.
Für die Versionsverwaltung deines Codes lernst du Systeme wie Git kennen. Diese ermöglichen die strukturierte Zusammenarbeit im Team und dokumentieren die Entwicklungshistorie. Dazu gehören auch Plattformen wie GitHub oder GitLab für die zentrale Verwaltung von Projekten.
Im Bereich Datenbanken arbeitest du mit relationalen Datenbanksystemen wie MySQL oder PostgreSQL. Auch dokumentenbasierte Datenbanken wie MongoDB gewinnen an Bedeutung. Für die Datenbankadministration nutzt du spezielle Tools wie MySQL Workbench oder pgAdmin.
Für die Webentwicklung sind Frameworks wie React, Angular oder Vue.js relevant. Diese vereinfachen die Erstellung moderner Benutzeroberflächen. Serverseitig kommen Frameworks wie Spring Boot oder Node.js zum Einsatz.
Zum Testen deiner Software verwendest du Frameworks wie JUnit oder TestNG. Für die kontinuierliche Integration und Auslieferung (CI/CD) lernst du Tools wie Jenkins oder GitLab CI kennen. Diese automatisieren den Build- und Testprozess.
Die Entwicklung erfolgt heute oft in Container-Umgebungen mit Docker. Diese Technologie ermöglicht es, Anwendungen in standardisierten Umgebungen zu entwickeln und bereitzustellen.
Karriere und Perspektiven
Nach deiner Ausbildung zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung stehen dir vielfältige Karrierewege offen. Die Nachfrage nach qualifizierten Softwareentwicklern ist in allen Branchen hoch, wodurch du gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt hast.
Deine berufliche Weiterentwicklung kannst du durch verschiedene Fortbildungen gezielt vorantreiben. Das IT-Weiterbildungssystem bietet dir dabei drei Qualifikationsebenen: Als erste Stufe kannst du dich zum IT-Spezialisten in verschiedenen Bereichen wie Softwareentwicklung oder Datenbankentwicklung fortbilden. Darauf aufbauend ist die Qualifikation zum Operativen Professional möglich, beispielsweise als geprüfter IT-Entwickler. Die höchste Stufe bildet der Strategische Professional, der dem Master-Niveau entspricht.
Auch ein Studium ist mit deiner Ausbildung möglich. Viele Hochschulen erkennen deine Ausbildung an und ermöglichen dir ein verkürztes Informatik- oder Wirtschaftsinformatik-Studium. Dabei kannst du zwischen verschiedenen Studiengängen wählen, die dein praktisches Wissen durch theoretische Grundlagen ergänzen.
Mit zunehmender Berufserfahrung kannst du auch Führungsverantwortung übernehmen, etwa als Teamleiter oder Projektmanager. Alternativ entwickelst du dich zum technischen Experten in speziellen Bereichen wie Cloud Computing, künstliche Intelligenz oder IT-Sicherheit.
Die Gehaltsperspektiven sind dabei überdurchschnittlich gut. Bereits nach der Ausbildung liegen die Einstiegsgehälter meist deutlich über dem Durchschnitt. Mit Berufserfahrung und entsprechenden Weiterbildungen steigen die Verdienstmöglichkeiten weiter an.