Die Ausbildung zum Fachinformatiker/-in

Beim Fachinformatiker handelt es sich um einen staatlich anerkannten Ausbildungsberuf nach dem dualen System, der in vier Fachrichtungen aufgeteilt ist und in der Regel drei Jahre dauert.

Angesiedelt ist dieser im Bereich der Informatik und Informationstechnologie, in seinen Wurzeln handelt es sich allerdings um einen kaufmännischen Beruf, weswegen neben der IT auch BWL eine Rolle innerhalb der Ausbildung spielt.

Fachinformatiker werden überall gesucht, sowohl in der Privatwirtschaft als auch im öffentlichen Dienst. Überall, wo IT-Systeme im Einsatz sind oder Software programmiert wird braucht es Fachkräfte, die das weiterhin machen. Aktuell ist der Bedarf nach Fachpersonal in der IT sehr groß, was die Gehaltslage für Bewerber sehr gut macht.

Die Fachrichtungen des Fachinformatikers

Von den theoretischen Inhalten unterscheiden sich die Fachrichtungen in den ersten 18 Monaten nicht, in der Praxis sieht es allerdings ganz anders aus: die gewählte Fachrichtung bestimmt deinen beruflichen Alltag und die Tätigkeiten, die du später im Betrieb ausführen wirst. Insgesamt gibt es vier unterschiedliche Gebiete, zwischen welchen du dich entscheiden kannst.

Systemintegration

Als Fachinformatiker der Fachrichtung Systemintegration ist es deine Aufgabe, IT-Systeme zu konzipieren und zu realisieren. Dazu gehört auch das Installieren und Konfigurieren von Netzwerken. Du bist verantwortlich für die Administration der IT-Systeme, um einen reibungslosen Betrieb zu gewährleisten.

Dein Einsatzgebiet umfasst Rechenzentren, Netzwerke, Client-Server-Architekturen, Fest- und Funknetze. Du arbeitest eng mit anderen Fachabteilungen zusammen, um die IT-Systeme an die Bedürfnisse des Unternehmens anzupassen und optimal zu nutzen. Deine Kenntnisse in der Netzwerk- und Systemadministration sind wichtig, um die IT-Systeme effizient und zuverlässig zu betreiben.

Anwendungsentwicklung

Als Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung hast du die Aufgabe, kundenspezifische Softwareanwendungen zu konzipieren und umzusetzen. Du stellst die Qualität der entwickelten Software sicher und trägst dazu bei, dass sie den Anforderungen des Kunden entspricht.

Dein Einsatzgebiet umfasst eine Vielzahl von Branchen und Anwendungsbereichen, einschließlich kaufmännischer Systeme, technischer Systeme, mathematisch-wissenschaftliche Systeme oder Multimedia-Systeme. Deine Fähigkeiten in der Softwareentwicklung sowie dein Verständnis für Geschäftsprozesse und Kundenbedürfnisse sind entscheidend für den Erfolg in dieser Rolle.

Daten- und Prozessanalyse

Diese Fachrichtung ist seit der Neuordnung der IT-Berufe im Jahre 2020 neu dazugekommen. Als Fachinformatiker für Daten- und Prozessanalyse hast du die Aufgabe, Arbeits- und Geschäftsprozesse zu analysieren, Datenquellen zu untersuchen und Daten bereitzustellen. Mit den gewonnenen Informationen optimierst du Arbeits- und Geschäftsprozesse sowie digitale Geschäftsmodelle. Du sorgst dafür, dass der Datenschutz und die Schutzziele der Datensicherheit bei deiner Arbeit eingehalten werden.

Dein Einsatzgebiet ist vielfältig und reicht von der Prozessoptimierung und Modellierung über die Qualitätssicherung bis hin zur Medienanalyse und Suchdienste. Deine Fähigkeit, Daten zu analysieren, Trends zu erkennen und aus den Daten handlungsrelevante Erkenntnisse zu gewinnen, ist für den Erfolg in dieser Rolle unerlässlich.

Digitale Vernetzung

Diese Fachrichtung ist ebenfalls neu und Teil der Neuordnung der IT-Berufe im Jahre 2020. Als Fachinformatiker für Digitale Vernetzung hast du die Aufgabe, Systeme zur Vernetzung von Prozessen und Produkten zu analysieren und zu planen. Du errichtest, änderst und prüfst vernetzte Systeme und stellst sicher, dass sie ständig verfügbar sind.

Dein Einsatzgebiet umfasst produktionstechnische Systeme, prozesstechnische Systeme, autonome Assistenz- und Transportsysteme sowie Logistiksysteme. Du arbeitest daran, verschiedene Systeme und Prozesse miteinander zu verbinden und eine effiziente Kommunikation zu ermöglichen. Deine Fähigkeit, komplexe Systeme zu verstehen und zu vernetzen, ist entscheidend für den Erfolg in dieser Rolle.

Dauer der Ausbildung

Eine Berufsausbildung dauert in der Regel drei Jahre.

Es ist jedoch möglich, bereits vorhandene berufliche Erfahrungen oder den Besuch einer berufsbildenden Schule anrechnen zu lassen und so direkt ins zweite Lehrjahr einzusteigen. Es besteht auch die Möglichkeit, vorzeitig zur Abschlussprüfung zugelassen zu werden und somit ein halbes Jahr zu sparen.

Die Ausbildung beginnt normalerweise im August oder September eines Jahres und endet im Regelfall Ende Frühling / Anfang Sommer mit dem Bestehen der Abschlussprüfung. In besonderen Fällen kann die tägliche oder wöchentliche Ausbildungsdauer verkürzt werden, dann handelt es sich um eine Teilzeitberufsausbildung.

Bei nicht bestandener Abschlussprüfung wird die Dauer der Ausbildung um ein weiteres Jahr verlängert, jedoch nur bis zur zweiten Wiederholungsprüfung und insgesamt höchstens um ein Jahr.

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Ausbildungsvergütung

Seit 2020 wird eine stufenweise Mindestausbildungsvergütung eingeführt. Im Jahr 2023 sind für das erste Ausbildungsjahr 620 EUR, für das zweite 732 EUR, für das dritte 837 EUR und für das vierte 868 EUR vorgesehen.

Als Fachinformatiker/-in kannst du im Vergleich zu anderen Ausbildungsberufen eine höhere monatliche Vergütung erwarten, die zwischen 900 EUR im ersten und 1100 EUR im dritten Lehrjahr liegt. Wenn du Teil eines Tarifvertrags bist, kannst du sogar noch höhere Vergütungen erwarten, abhängig von der Branche.

Als Beispiel kann der Tarif für Beschäftigte in privaten Banken genommen werden, bei dem man 1.150 EUR im ersten, 1.220 EUR im zweiten und 1.300 EUR im dritten Lehrjahr erhält und eine jährliche Sonderzahlung in Höhe von 100 % der monatlichen Vergütung bekommt.

Perspektive

Fachinformatiker sind aktuell ein sehr gefragter Beruf und können fast in jeder Branche eine Anstellung finden, da mittlerweile jeder Aspekt der Gesellschaft computergestützt ist. Viele Fachinformatiker entscheiden sich nach ihrer Ausbildung dafür, ihr Wissen durch weiterführende Studiengänge zu vertiefen. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) bietet für IT-Berufe spezifische Weiterbildungsprogramme an, um die Fachkenntnisse und Kompetenzen ihrer Absolventen stetig zu erweitern.

Inhalte der Ausbildung

Die Inhalte der Ausbildung sind in 12 Lernfelder unterteilt, von welchen die ersten 9 für alle Fachrichtungen gleich sind. Diese Lernfelder beziehen sich auf den theoretischen Unterricht innerhalb der Berufsschule und sind im Rahmenlehrplan der Ausbildung definiert.

Die Themen in deiner betrieblichen Arbeitszeit sind durch den Ausbildungsrahmenplan geregelt - das sind zwei unterschiedliche Dinge. Aber in der Praxis handelt es sich viel weniger um eine starre Vorgabe, sondern wie der Name schon sagt um einen Rahmen, welcher der Ausbildung zu mehr Struktur verhelfen soll.

LF1: Das Unternehmen und die eigene Rolle im Betrieb beschreiben

  • Rechtliche Rahmenbedingungen
  • Strukturierung eines Unternehmens
  • Wertschöpfungsketten
  • Unternehmensziele

LF2: Arbeitsplätze nach Kundenwunsch ausstatten

  • Bedarfsanalyse
  • Speichergrößen, Performance, Normen und Vorschriften
  • Nutzwerkanalyse
  • Physikalische und elektrische Größen
  • Angebotsvergleich

LF3: Clients in Netzwerke einbinden

  • Netzwerktopologien
  • Schichtenmodelle
  • VoIP, Clients, Soft- und Hardware
  • VPN
  • Router, Switches, Infrastrukturanalyse

LF4: Schutzbedarfsanalyse im eigenen Arbeitsbereich durchführen

  • Gesetze und Vorschriften (DSGVO, BSI-Gesetz, ISO 27001)
  • Grundschutzziele
  • Technisch und organisatorische Maßnahmen
  • Verschlüsselung

LF5: Software zur Verwaltung von Daten anpassen

  • Projektmodelle, Projektphasen, Arbeitsformen
  • Datenquellen, Datenformate
  • Programmierkonzepte
  • UML, Lasten- und Pflichtenheft
  • Testmodelle, Softwaredokumentation

LF6: Serviceanfragen bearbeiten

  • Dienstleistungsverträge
  • Servicearten (Door-to-Door, Bring-In, Hotline etc.)
  • Problemklassifikation
  • Qualitätssicherung

LF7: Cyber-physische Systeme ergänzen

  • Cyber-physische System
  • Datenflüsse, parallele und serielle Schnittstellen
  • Energieversorgung, Komponenten, Hard- und Software
  • Betriebswerte, Energiebedarf, Protokollierung

LF8: Daten systemübergreifend bereitstellen

  • Formale Definition verschiedener Datenquellen
  • Datenbanken, Datenbankmodelle, Echtzeitdatenquellen
  • Verschlüsselung
  • Versionierungssysteme

LF9: Netzwerke und Dienste bereitstellen

  • Netzwerktechnologien und Protokolle
  • Serverinfrastruktur
  • Clouddienste
  • Projektmanagement
  • Switchingprotokolle, Performancetests

Die spezifischen Lernfelder der Fachrichtungen findest du auf den jeweiligen Seite, die du oben verlinkt oder über die Navigationsleiste aufrufbar sind.

Berufsschule

Die duale Ausbildung ist eine Kombination aus praktischer Arbeit im Ausbildungsbetrieb und theoretischem Unterricht an der Berufsschule. Die Berufsschule ist einer der beiden Lernorte und richtet sich nach dem Rahmenlehrplan, der inhaltlich mit dem Ausbildungsrahmenplan abgestimmt ist.

Dieser Rahmenlehrplan wird von den einzelnen Bundesländern übernommen und auf Länderebene angepasst. Der Unterricht an der Berufsschule findet entweder in Form von Teilzeitunterricht oder als Blockunterricht statt. Welche Form genau praktiziert wird, hängt von der jeweiligen Berufsschule ab.

Abschlussprüfung

Neben den schulischen Abschlussprüfungen der allgemeinbildenden Fächern wie Deutsch oder Englisch gibt es auch noch die IHK-Prüfung. Bei der Abschlussprüfung für die IT-Berufe handelt es sich um eine gestreckte Abschlussprüfung. Der erste Teil ist für alle IT-Berufe gleich und trägt den Titel “Einrichtung eines IT-gestützten Arbeitsplatzes”.

Der zweite Teil stellt dann die fachspezifischen Abschlussprüfungen dar. Der zweite Teil setzt sich aus drei schriftlichen Prüfungen und der betrieblichen Projektarbeit zusammen. Du schreibst zwei schriftliche Prüfungen mit jeweils 90 Minuten Länge über theoretische Inhalte deiner Fachrichtung und anschließend die Prüfung für “Wirtschafts- und Sozialkunde” die 60 Minuten dauert. Dazu kommt die betriebliche Projektarbeit, die aus einer Projektdokumentation und einer Präsentation + Fachgespräch besteht.