Zuletzt aktualisiert am 04.12.2025 7 Minuten Lesezeit

CPU

Die CPU (Central Processing Unit), auf Deutsch Zentralprozessor oder kurz Prozessor, ist das Herzstück jedes Computers. Sie führt alle Berechnungen und logischen Operationen aus, die ein Programm benötigt. Ohne CPU könnte kein Computer funktionieren - sie ist vergleichbar mit dem Gehirn eines Menschen, das alle Entscheidungen trifft und Aktionen koordiniert.

In der IT-Welt wirst du ständig mit CPUs zu tun haben - ob du Server administrierst, Software entwickelst oder Hardware zusammenstellst. Das Verständnis der CPU-Funktionsweise hilft dir, Performance-Probleme zu analysieren und die richtige Hardware für verschiedene Anwendungsfälle auszuwählen.

Geschichte und Entwicklung

Die Geschichte der modernen CPU begann am 15. November 1971, als Intel den ersten kommerziellen Mikroprozessor vorstellte: den Intel 4004. Dieser revolutionäre Chip vereinte erstmals alle wesentlichen CPU-Komponenten auf einem einzigen Siliziumplättchen. Mit seinen 2.300 Transistoren und einer Taktfrequenz von 740 kHz konnte er etwa 60.000 Befehle pro Sekunde ausführen.

Seitdem folgt die Entwicklung dem Moore'schen Gesetz: Die Anzahl der Transistoren auf einem Chip verdoppelt sich etwa alle zwei Jahre. Moderne Prozessoren enthalten heute Milliarden von Transistoren und erreichen Taktfrequenzen von über 5 GHz. Damit sind sie um ein Vielfaches leistungsfähiger als die Großrechner der 1970er Jahre, die ganze Räume füllten.

Aufbau einer CPU

Eine CPU besteht aus mehreren Kernkomponenten, die zusammenarbeiten, um Programme auszuführen. Jede dieser Komponenten übernimmt eine spezifische Aufgabe im Verarbeitungsprozess.

Steuerwerk (Control Unit)

Das Steuerwerk ist der Dirigent der CPU. Es holt Befehle aus dem Arbeitsspeicher, dekodiert sie und koordiniert alle anderen Komponenten, um diese Befehle auszuführen. Im Steuerwerk befinden sich der Befehlszähler (Program Counter), der die Adresse des nächsten auszuführenden Befehls speichert, und das Befehlsregister, das den aktuellen Befehl enthält.

Der Befehlsdecoder übersetzt die Maschinenbefehle in Steuersignale, die den einzelnen Komponenten sagen, was sie tun sollen. Man kann sich das Steuerwerk wie einen Projektmanager vorstellen, der die Aufgaben verteilt und den Ablauf überwacht.

Rechenwerk (ALU - Arithmetic Logic Unit)

Die ALU (Arithmetisch-Logische Einheit) ist das mathematische Herzstück der CPU. Sie führt alle arithmetischen Operationen wie Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division durch. Zusätzlich verarbeitet sie logische Operationen wie AND, OR und NOT sowie Vergleiche zwischen Werten.

Moderne CPUs besitzen mehrere ALUs, die parallel arbeiten können. Dadurch kann der Prozessor mehrere Berechnungen gleichzeitig durchführen und die Verarbeitungsgeschwindigkeit erhöhen.

Register

Register sind extrem schnelle Speicherbereiche direkt in der CPU. Sie dienen als Arbeitsspeicher für laufende Berechnungen und können Daten, Adressen oder Statuswerte aufnehmen. Da Register direkt im Prozessor liegen, ist der Zugriff auf sie deutlich schneller als auf den Arbeitsspeicher (RAM).

Die wichtigsten Registertypen sind:

  • Datenregister: Speichern Operanden und Zwischenergebnisse
  • Adressregister: Enthalten Speicheradressen für Datenzugriffe
  • Befehlszeiger: Zeigt auf den nächsten auszuführenden Befehl
  • Statusregister: Speichert Flags wie Carry, Zero oder Overflow

Cache

Der Cache ist ein schneller Zwischenspeicher zwischen CPU und Arbeitsspeicher. Er speichert häufig benötigte Daten und Befehle, damit der Prozessor nicht auf den langsameren RAM warten muss. Moderne CPUs haben mehrere Cache-Ebenen:

  • L1-Cache: Kleinster und schnellster Cache, direkt im CPU-Kern (oft zweigeteilt für Daten und Befehle)
  • L2-Cache: Größer als L1, etwas langsamer, meist pro Kern vorhanden
  • L3-Cache: Größter Cache, wird von allen Kernen gemeinsam genutzt

Je größer und schneller der Cache, desto weniger muss die CPU auf den langsamen Arbeitsspeicher zugreifen. Das verbessert die Gesamtleistung erheblich, besonders bei rechenintensiven Aufgaben.

Der Befehlszyklus

Die CPU verarbeitet Befehle in einem sich wiederholenden Zyklus, dem sogenannten Befehlszyklus oder Von-Neumann-Zyklus. Dieser besteht aus mehreren Phasen, die für jeden Befehl durchlaufen werden.

  1. Fetch (Holen): Der nächste Befehl wird aus dem Speicher geladen
  2. Decode (Dekodieren): Der Befehl wird interpretiert und in Steuersignale umgewandelt
  3. Execute (Ausführen): Die ALU führt die Operation durch
  4. Writeback (Zurückschreiben): Das Ergebnis wird in Register oder Speicher geschrieben

Moderne CPUs nutzen Pipelining, um mehrere Befehle gleichzeitig in verschiedenen Phasen zu bearbeiten. Während ein Befehl ausgeführt wird, kann bereits der nächste dekodiert und ein weiterer geladen werden. Das erhöht den Durchsatz erheblich.

CPU-Architekturen: RISC vs. CISC

Es gibt zwei grundlegende Philosophien beim Design von Prozessoren: CISC (Complex Instruction Set Computing) und RISC (Reduced Instruction Set Computing). Beide Ansätze haben ihre Vor- und Nachteile.

CISC (x86-Architektur)

Die CISC-Architektur bietet einen umfangreichen Befehlssatz mit komplexen Befehlen, die mehrere Operationen in einem Schritt ausführen können. Die bekanntesten Vertreter sind die x86- und x86-64-Prozessoren von Intel und AMD, die in den meisten Desktop-PCs und Servern zum Einsatz kommen.

Vorteile von CISC sind die hohe Rechenleistung und Abwärtskompatibilität. Der Nachteil ist der höhere Stromverbrauch, da komplexe Befehle mehr Energie benötigen.

RISC (ARM-Architektur)

Die RISC-Architektur setzt auf einen reduzierten Befehlssatz mit einfachen, schnell ausführbaren Befehlen. ARM-Prozessoren sind der bekannteste Vertreter und dominieren den Markt für Smartphones, Tablets und eingebettete Systeme. In den letzten Jahren erobern ARM-Chips auch den Server- und Desktop-Markt (z.B. Apple M-Serie).

Der größte Vorteil von RISC ist die hohe Energieeffizienz. Einfachere Befehle benötigen weniger Transistoren und produzieren weniger Wärme. Das macht ARM-Prozessoren ideal für mobile Geräte mit begrenzter Akkulaufzeit.

Vergleich: CISC vs. RISC

Merkmal CISC (x86) RISC (ARM)
Befehlssatz Komplex, viele Befehle Reduziert, einfache Befehle
Stromverbrauch Höher Niedriger
Typische Anwendung Desktop, Server Mobile Geräte, Embedded
Bekannte Hersteller Intel, AMD ARM, Qualcomm, Apple

Die Grenzen zwischen beiden Architekturen verschwimmen zunehmend. Moderne x86-Prozessoren nutzen intern RISC-ähnliche Mikrooperationen, während ARM-Chips immer leistungsfähiger werden und in Bereiche vordringen, die früher x86 vorbehalten waren.

Wichtige Leistungskennzahlen

Bei der Auswahl und Bewertung von CPUs spielen verschiedene Kennzahlen eine Rolle. Diese helfen dir, die Leistungsfähigkeit eines Prozessors einzuschätzen.

  • Taktfrequenz (GHz): Anzahl der Taktzyklen pro Sekunde. Höher bedeutet tendenziell schneller, ist aber nicht das einzige Kriterium.
  • Anzahl der Kerne: Mehr Kerne ermöglichen parallele Verarbeitung mehrerer Aufgaben.
  • Threads pro Kern: Hyper-Threading (Intel) oder SMT (AMD) ermöglichen zwei Threads pro Kern.
  • Cache-Größe: Größerer Cache verbessert die Zugriffszeiten auf häufig benötigte Daten.
  • TDP (Thermal Design Power): Gibt die maximale Wärmeabgabe in Watt an und bestimmt die Kühlungsanforderungen.
  • IPC (Instructions Per Cycle): Befehle pro Taktzyklus - ein Maß für die Effizienz der Architektur.

Einsatzgebiete

Je nach Anwendungsfall werden unterschiedliche CPU-Typen eingesetzt. Die Wahl der richtigen CPU hängt von den spezifischen Anforderungen ab.

  • Desktop-PCs: Ausgewogene CPUs mit guter Single-Core- und Multi-Core-Leistung (Intel Core, AMD Ryzen)
  • Server: Viele Kerne, großer Cache, Zuverlässigkeitsfeatures (Intel Xeon, AMD EPYC)
  • Mobile Geräte: Energieeffiziente ARM-Prozessoren (Apple M-Serie, Qualcomm Snapdragon)
  • Embedded Systems: Spezialisierte, stromsparende Chips für IoT-Geräte und Steuerungen
  • High-Performance Computing: Spezial-CPUs für wissenschaftliche Berechnungen und KI

CPU in der Praxis

Als Fachinformatiker für Systemintegration oder Anwendungsentwicklung wirst du regelmäßig mit CPU-Themen konfrontiert. Bei der Serverplanung musst du die richtige Anzahl an Kernen und die passende Taktfrequenz für die geplanten Workloads auswählen. Bei Performance-Analysen hilft das Verständnis von CPU-Auslastung und Bottlenecks.

In der Softwareentwicklung ist es wichtig zu verstehen, wie Programme die CPU nutzen. Multi-Threading und parallele Verarbeitung können die Leistung deutlich steigern, wenn sie richtig eingesetzt werden. Tools wie Task-Manager (Windows), htop (Linux) oder Aktivitätsanzeige (macOS) zeigen dir die CPU-Auslastung in Echtzeit.

Quellen und weiterführende Links