Zuletzt aktualisiert am 04.12.2025 9 Minuten Lesezeit

HDD

Eine HDD (Hard Disk Drive) ist ein magnetisches Speichermedium, das Daten auf rotierenden Scheiben speichert. Trotz der Verbreitung von SSDs bleiben HDDs aufgrund ihrer hohen Kapazität und günstigen Preise ein wichtiger Bestandteil moderner IT-Infrastrukturen.

HDD (Hard Disk Drive) ist ein magnetisches Speichermedium, das Daten auf rotierenden Metallscheiben speichert. Obwohl SSDs in vielen Bereichen die Führung übernommen haben, bleiben HDDs aufgrund ihrer hohen Speicherkapazitäten und günstigen Kosten pro Gigabyte ein unverzichtbarer Bestandteil moderner IT-Infrastrukturen.

Stell dir eine HDD wie einen modernen Plattenspieler vor: Rotierende Scheiben werden von beweglichen Leseköpfen abgetastet, nur dass statt Musik digitale Daten gespeichert und gelesen werden. Diese mechanische Funktionsweise erklärt sowohl die Stärken als auch die Schwächen von Festplatten im Vergleich zu flashbasierten Speichern.

Geschichte und Entwicklung

Die Geschichte der Festplatte begann 1956, als IBM das IBM 350 RAMAC (Random Access Method of Accounting and Control) vorstellte. Dieses erste kommerzielle Festplattensystem war so groß wie zwei Kühlschränke, wog über eine Tonne und bot eine Kapazität von etwa 5 Megabyte. Die Kosten lagen bei etwa 10.000 US-Dollar pro Megabyte.

In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich die Technologie rasant weiter. Wichtige Meilensteine waren die Einführung des Winchester-Laufwerks durch IBM in den 1970er Jahren, das erstmals Schreib-/Leseköpfe und Magnetscheiben in einer luftdicht versiegelten Einheit vereinte. Die 1980er brachten die 3,5-Zoll-Festplatte, die zum Standard für Desktop-Computer wurde, während die 2,5-Zoll-Variante sich in Laptops durchsetzte.

Heute bieten einzelne HDDs Kapazitäten von bis zu 24 TB und mehr. Trotz der Konkurrenz durch SSDs werden weltweit weiterhin Millionen von Festplatten produziert, insbesondere für Rechenzentren, NAS-Systeme und Backup-Lösungen.

Aufbau und Funktionsweise

Eine HDD besteht aus mehreren präzise aufeinander abgestimmten Komponenten, die in einem luftdicht versiegelten Gehäuse untergebracht sind:

  • Magnetscheiben (Platter): Runde Aluminiumscheiben, die mit einer magnetisierbaren Schicht (meist Kobaltlegierung) überzogen sind. Moderne HDDs enthalten typischerweise 2-10 übereinander gestapelte Scheiben.
  • Spindelmotor: Treibt die Scheiben mit konstanter Drehzahl an, typischerweise 5.400 oder 7.200 Umdrehungen pro Minute (RPM).
  • Schreib-/Leseköpfe: Schweben auf einem hauchdünnen Luftpolster (etwa 3 Nanometer) über der Scheibenoberfläche und lesen oder schreiben magnetische Muster.
  • Aktuatorarm: Positioniert die Köpfe präzise über der gewünschten Spur auf der Scheibe.
  • Controller-Platine: Steuert alle Vorgänge, kommuniziert mit dem Computer und verwaltet den Cache-Speicher.

Datenorganisation auf der Festplatte

Die Daten werden in konzentrischen Kreisen, den sogenannten Spuren (Tracks), auf den Magnetscheiben organisiert. Jede Spur ist in Sektoren unterteilt, die typischerweise 512 Byte oder 4.096 Byte (Advanced Format) fassen. Die Gesamtheit aller Spuren auf gleicher Position über alle Scheiben hinweg wird als Zylinder bezeichnet.

Beim Schreiben magnetisiert der Schreibkopf winzige Bereiche der Scheibenoberfläche in einer bestimmten Richtung (Nord oder Süd), um Einsen und Nullen darzustellen. Beim Lesen erkennt der Lesekopf diese Magnetisierungsrichtungen und wandelt sie zurück in elektrische Signale.

Technische Kennzahlen

Bei der Auswahl einer HDD sind mehrere technische Parameter relevant, die du kennen solltest:

Drehzahl (RPM)

Die Umdrehungen pro Minute (Revolutions Per Minute) beeinflussen direkt die Zugriffszeit und den Datendurchsatz:

Drehzahl Typischer Einsatz Latenz Stromverbrauch
5.400 RPM NAS, externe Festplatten, Archiv 5,6 ms Niedrig
7.200 RPM Desktop-PCs, Workstations 4,2 ms Mittel
10.000 RPM Enterprise-Server 3,0 ms Hoch
15.000 RPM High-Performance-Server 2,0 ms Sehr hoch

Die Latenz bezeichnet die durchschnittliche Zeit, die vergeht, bis sich der gewünschte Sektor unter dem Lesekopf befindet. Sie beträgt bei voller Umdrehung die Hälfte der Umdrehungszeit.

Cache-Speicher

Der Cache ist ein schneller Pufferspeicher auf der Festplatte, der häufig genutzte Daten zwischenspeichert. Moderne HDDs verfügen über 64 MB bis 512 MB Cache. Ein größerer Cache kann die Performance bei wiederholten Zugriffen auf dieselben Daten verbessern.

Schnittstellen

Die Schnittstelle bestimmt, wie die Festplatte mit dem Computer kommuniziert:

Schnittstelle Max. Durchsatz Typischer Einsatz
SATA III 6 Gbit/s (ca. 550 MB/s) Desktop-PCs, Consumer-NAS
SAS (Serial Attached SCSI) 12 Gbit/s Enterprise-Server, Rechenzentren
USB 3.0/3.1 5-10 Gbit/s Externe Festplatten

SATA ist der Standard für Consumer-Festplatten und die meisten Desktop-Systeme. SAS bietet höhere Zuverlässigkeit, Dual-Port-Fähigkeit und längere Kabeldistanzen, ist aber teurer und kommt hauptsächlich in Servern zum Einsatz.

IOPS und Durchsatz

Die Leistung einer HDD wird durch zwei zentrale Metriken beschrieben:

IOPS (Input/Output Operations Per Second) geben an, wie viele Lese- oder Schreiboperationen pro Sekunde möglich sind. Bei zufälligen Zugriffen erreichen typische Desktop-HDDs etwa 75-150 IOPS, Enterprise-HDDs mit 15.000 RPM bis zu 200 IOPS. Zum Vergleich: SSDs erreichen 50.000 bis über 500.000 IOPS.

Sequenzieller Durchsatz beschreibt die Datentransferrate bei aufeinanderfolgenden Zugriffen. Moderne HDDs erreichen 150-250 MB/s, was für das Streaming großer Dateien wie Videos oder Backups ausreichend ist.

HDD vs. SSD im Vergleich

Der Vergleich zwischen HDD und SSD zeigt deutlich die unterschiedlichen Stärken beider Technologien:

Eigenschaft HDD SSD
Preis pro TB 20-40 EUR 60-100 EUR
Max. Kapazität Bis 24 TB Bis 8 TB (Consumer)
Random IOPS 75-200 50.000-500.000
Sequenziell lesen 150-250 MB/s 500-7.000 MB/s
Stromverbrauch 6-15 Watt 2-5 Watt
Stoß-/Vibrationsresistenz Niedrig Hoch
Geräuschentwicklung Hörbar Lautlos
Lebensdauer MTBF 1-2 Mio. Stunden TBW-abhängig
Typische Garantie 2-5 Jahre 3-5 Jahre

HDDs sind überlegen bei:

  • Hohen Speicherkapazitäten zu günstigen Preisen
  • Langzeitarchivierung (keine Ladungsverluste wie bei Flash-Speicher)
  • Kosteneffizienten Massenspeicherlösungen
  • Anwendungen, bei denen sequenzieller Zugriff dominiert

SSDs sind überlegen bei:

  • Zufälligen Zugriffen (Betriebssystem, Datenbanken)
  • Mobilen Geräten (Stoßfestigkeit, Energieeffizienz)
  • Anwendungen mit hohen IOPS-Anforderungen
  • Leiser und kühler Betrieb

Typische Einsatzgebiete

Trotz der SSD-Revolution haben HDDs ihre Berechtigung in vielen Bereichen behalten:

NAS und Fileserver

NAS-Systeme setzen fast ausschließlich auf HDDs, da hier große Speicherkapazitäten zu vertretbaren Kosten gefragt sind. Spezielle NAS-Festplatten wie die Western Digital Red oder Seagate IronWolf sind für den Dauerbetrieb und den Einsatz in RAID-Verbünden optimiert.

Backup und Archivierung

Für Backup-Lösungen sind HDDs nach wie vor erste Wahl. Die niedrigen Kosten pro Terabyte machen es wirtschaftlich, große Datenmengen zu sichern. Externe USB-Festplatten dienen als einfache Backup-Lösung für Privatanwender und kleine Unternehmen.

Überwachungssysteme

Videoüberwachungssysteme erzeugen kontinuierlich große Datenmengen. Spezielle Surveillance-HDDs wie die Western Digital Purple sind für permanentes Schreiben bei gleichzeitigem Lesen optimiert und bieten hohe Kapazitäten zu günstigen Preisen.

Rechenzentren und Cloud-Speicher

Große Cloud-Anbieter wie Google, Amazon und Microsoft betreiben Millionen von Festplatten für Cold Storage und Archivierung. Hier spielen die Kosten pro Terabyte eine entscheidende Rolle, während die Zugriffsgeschwindigkeit weniger kritisch ist.

HDD-Kategorien nach Einsatzzweck

Festplattenhersteller bieten verschiedene Produktlinien für unterschiedliche Anforderungen an:

Kategorie Beispiele Eigenschaften
Desktop WD Blue, Seagate Barracuda Günstig, 7.200 RPM, 2-3 Jahre Garantie
NAS WD Red, Seagate IronWolf 24/7-Betrieb, Vibrationssensoren, 3-5 Jahre Garantie
Surveillance WD Purple, Seagate SkyHawk Optimiert für permanentes Schreiben
Enterprise WD Gold, Seagate Exos Höchste Zuverlässigkeit, 5 Jahre Garantie, MTBF 2,5 Mio. Stunden

S.M.A.R.T.-Überwachung

S.M.A.R.T. (Self-Monitoring, Analysis and Reporting Technology) ist ein in jede moderne Festplatte integriertes Diagnosesystem. Es überwacht verschiedene Parameter und kann vor drohenden Ausfällen warnen:

  • Reallocated Sector Count: Anzahl der auf Reservebereiche umgeleiteten defekten Sektoren
  • Spin Retry Count: Fehlgeschlagene Hochlaufversuche des Spindelmotors
  • Current Pending Sector Count: Sektoren, die auf Neuzuweisung warten
  • Temperature: Betriebstemperatur der Festplatte
  • Power-On Hours: Gesamtbetriebsstunden

Tools wie CrystalDiskInfo (Windows) oder smartctl (Linux) können diese Werte auslesen und visualisieren. Ein regelmäßiges Monitoring hilft, Festplattenausfälle frühzeitig zu erkennen.

Lebensdauer und Ausfallursachen

Die typische Lebensdauer einer HDD liegt bei 3-5 Jahren im Dauerbetrieb, kann aber stark variieren. Häufige Ausfallursachen sind:

  • Mechanischer Verschleiß: Lager, Spindelmotor und Aktuator unterliegen natürlicher Abnutzung
  • Head Crash: Der Lesekopf berührt die Scheibenoberfläche und beschädigt die Magnetschicht
  • Elektronikdefekte: Ausfall der Controller-Platine durch Überspannung oder Hitze
  • Firmware-Probleme: Fehler in der internen Software der Festplatte
  • Bad Sectors: Zunehmende Anzahl defekter Sektoren durch Materialermüdung

Um die Lebensdauer zu maximieren, sollten HDDs in gut belüfteten Umgebungen bei Temperaturen zwischen 25-45 Grad Celsius betrieben werden. Erschütterungen und Vibrationen während des Betriebs sind zu vermeiden.

HDDs in RAID-Verbünden

In professionellen Umgebungen werden HDDs fast immer in RAID-Konfigurationen eingesetzt, um Ausfallsicherheit und/oder Performance zu verbessern. Dabei ist die Wahl des richtigen RAID-Levels von der Anwendung abhängig:

  • RAID 1: Spiegelung zweier Festplatten für maximale Ausfallsicherheit bei einfacher Handhabung
  • RAID 5/6: Balance zwischen Kapazität und Sicherheit für NAS und Fileserver
  • RAID 10: Kombination aus Spiegelung und Striping für hohe Performance und Redundanz

Wichtig: Beim Einsatz in RAID-Systemen sollten stets Festplatten derselben Größe und idealerweise desselben Modells verwendet werden. NAS- oder Enterprise-Festplatten sind aufgrund ihrer TLER-Funktion (Time-Limited Error Recovery) besser für RAID geeignet als Desktop-Modelle.

Relevanz für die IT-Ausbildung

Als Fachinformatiker für Systemintegration wirst du regelmäßig mit HDDs arbeiten: bei der Konfiguration von Servern, dem Aufbau von NAS-Systemen, der Planung von Backup-Lösungen oder der Fehleranalyse bei Speicherproblemen. Das Verständnis der technischen Parameter und Einsatzszenarien hilft dir, die richtige Festplatte für jeden Anwendungsfall auszuwählen.

In der IHK-Abschlussprüfung sind Fragen zu Speichertechnologien, insbesondere der Vergleich zwischen HDD und SSD sowie Kennzahlen wie IOPS und Durchsatz, häufig vertreten. Auch das Verständnis von RAID-Leveln und deren Kapazitätsberechnung gehört zum Prüfungsstoff.

Zukunft der HDD-Technologie

Obwohl SSDs in vielen Bereichen dominieren, entwickelt sich die HDD-Technologie weiter. Neue Verfahren wie HAMR (Heat-Assisted Magnetic Recording) und MAMR (Microwave-Assisted Magnetic Recording) ermöglichen höhere Speicherdichten und Kapazitäten von 30 TB und mehr. Hersteller wie Seagate und Western Digital investieren weiterhin in HDD-Entwicklung, da die Nachfrage nach kostengünstigem Massenspeicher in Rechenzentren steigt.

Die Zukunft liegt wahrscheinlich in einer hybriden Strategie: SSDs für performancekritische Anwendungen, HDDs für kapazitätsintensive Speicherung. Diese Kombination nutzt die Stärken beider Technologien optimal aus.

Quellen und weiterführende Links