Zuletzt aktualisiert am 04.12.2025 5 Minuten Lesezeit

Pseudocode

Pseudocode ist eine informelle Methode zur Beschreibung von Algorithmen und Programmlogik in einer menschenlesbaren, an Programmiersprachen angelehnten Notation. Im Gegensatz zu echtem Programmcode wird Pseudocode nicht kompiliert oder ausgeführt, sondern dient der Planung, Dokumentation und Kommunikation von Lösungsansätzen.

Was ist Pseudocode?

Pseudocode verbindet natürliche Sprache mit typischen Elementen von Programmiersprachen wie Kontrollstrukturen, Schleifen und Variablen. Du kannst damit die Logik eines Algorithmus beschreiben, ohne dich in der Syntax einer bestimmten Programmiersprache zu verzetteln. Das macht Pseudocode zu einer wichtigen Brücke zwischen der Konzeption eines Programms und seiner tatsächlichen Implementierung.

Ein großer Vorteil von Pseudocode ist seine Technologieunabhängigkeit: Ein einmal geschriebener Pseudocode kann später in jede beliebige Programmiersprache wie Java, PHP oder C# übersetzt werden.

Typische Elemente von Pseudocode

Obwohl es keinen einheitlichen Standard für Pseudocode gibt, haben sich bestimmte Konventionen etabliert. Die meisten Pseudocode-Notationen verwenden Kontrollstrukturen, die an höhere Programmiersprachen angelehnt sind:

Kontrollstrukturen

Kontrollstrukturen steuern den Ablauf eines Algorithmus. Sie bestimmen, welche Anweisungen unter welchen Bedingungen ausgeführt werden und wie oft Schleifendurchläufe stattfinden.

  • Bedingte Anweisungen: IF, THEN, ELSE, ENDIF
  • Schleifen: WHILE, DO, FOR, REPEAT UNTIL
  • Prozeduren: FUNCTION, PROCEDURE, RETURN
  • Ein-/Ausgabe: READ, WRITE, INPUT, OUTPUT

Variablen und Zuweisungen

Variablen werden in Pseudocode oft ohne explizite Typangabe verwendet. Zuweisungen erfolgen häufig mit einem Pfeil oder einem Gleichheitszeichen:

summe <- 0
zaehler = 1
ergebnis := berechneWert(eingabe)

Pseudocode-Beispiele

Anhand konkreter Beispiele wird deutlich, wie Pseudocode komplexe Abläufe verständlich beschreibt. Die folgenden Beispiele zeigen typische Algorithmen, die du auch in IHK-Prüfungen antreffen kannst.

Beispiel 1: Summe von Zahlen berechnen

Dieses Beispiel zeigt einen einfachen Algorithmus zur Berechnung der Summe aller Zahlen von 1 bis n:

FUNCTION berechneSumme(n)
    summe <- 0
    FOR i <- 1 TO n DO
        summe <- summe + i
    ENDFOR
    RETURN summe
ENDFUNCTION

Beispiel 2: Maximum in einer Liste finden

Der folgende Pseudocode findet das größte Element in einer Liste von Zahlen:

FUNCTION findeMaximum(liste)
    IF liste ist leer THEN
        RETURN "Fehler: Liste ist leer"
    ENDIF

    maximum <- erstes Element von liste

    FOR EACH element IN liste DO
        IF element > maximum THEN
            maximum <- element
        ENDIF
    ENDFOR

    RETURN maximum
ENDFUNCTION

Beispiel 3: Benutzeranmeldung prüfen

Ein praxisnahes Beispiel aus der Anwendungsentwicklung zeigt die Prüfung einer Benutzeranmeldung:

PROCEDURE pruefAnmeldung(benutzername, passwort)
    benutzer <- sucheInDatenbank(benutzername)

    IF benutzer nicht gefunden THEN
        zeigeFehler("Benutzer existiert nicht")
        RETURN FALSE
    ENDIF

    IF benutzer.passwort != hashPasswort(passwort) THEN
        erhoeheFehlversuche(benutzer)
        zeigeFehler("Falsches Passwort")
        RETURN FALSE
    ENDIF

    erstelleSitzung(benutzer)
    RETURN TRUE
ENDPROCEDURE

Vorteile von Pseudocode

Pseudocode bietet gegenüber anderen Darstellungsformen wie Struktogrammen oder Flussdiagrammen mehrere Vorteile, die ihn besonders in der Softwareentwicklung beliebt machen:

  • Einfache Erstellung: Keine speziellen Werkzeuge nötig, ein Texteditor genügt
  • Schnelle Änderbarkeit: Anpassungen sind in Sekunden gemacht
  • Näher am Code: Die Übersetzung in echten Programmcode fällt leichter
  • Flexibilität: Detailgrad kann je nach Bedarf angepasst werden
  • Universelle Verständlichkeit: Jeder mit Programmierkenntnissen kann ihn lesen

Pseudocode vs. Struktogramm

In der IT-Ausbildung begegnen dir neben Pseudocode auch Struktogramme (Nassi-Shneiderman-Diagramme) als Darstellungsform für Algorithmen. Beide haben ihre Berechtigung, unterscheiden sich aber in wichtigen Punkten:

Aspekt Pseudocode Struktogramm
Darstellung Textuell Grafisch
Werkzeuge Texteditor Zeichenprogramm
Änderbarkeit Sehr einfach Aufwändiger
Detailtiefe Flexibel Fest definiert
Nähe zum Code Hoch Mittel
Übersichtlichkeit Bei komplexen Algorithmen Bei einfachen Abläufen

In der Praxis wird Pseudocode häufiger verwendet, da er schneller zu erstellen und zu ändern ist. Struktogramme eignen sich besonders gut für die Dokumentation und das Lernen von Grundlagen, da sie den Kontrollfluss visuell darstellen. Für die Ausbildung zum Fachinformatiker Anwendungsentwicklung solltest du beide Methoden beherrschen.

Einsatzgebiete

Pseudocode findet in verschiedenen Bereichen der Softwareentwicklung Anwendung. Die wichtigsten Einsatzgebiete sind:

Planung und Entwurf

Vor der eigentlichen Implementierung hilft Pseudocode, die Logik eines Algorithmus zu durchdenken. Du kannst Fehler früh erkennen und den Lösungsansatz verfeinern, bevor du mit dem eigentlichen Programmieren beginnst.

Dokumentation

In technischen Dokumentationen und Spezifikationen beschreibt Pseudocode Algorithmen unabhängig von der später verwendeten Programmiersprache. Das ist besonders nützlich, wenn verschiedene Teams mit unterschiedlichen Technologien arbeiten.

Lehre und Prüfungen

In Lehrbüchern und bei IHK-Prüfungen wird Pseudocode genutzt, um Algorithmen darzustellen, ohne eine bestimmte Programmiersprache vorauszusetzen. So können Prüflinge unabhängig von ihrer bevorzugten Sprache ihr algorithmisches Denken demonstrieren.

Teamkommunikation

Bei der Zusammenarbeit im Team dient Pseudocode als gemeinsame Sprache. Entwickler mit unterschiedlichen Programmierkenntnissen können Ideen austauschen, ohne sich auf eine bestimmte Syntax einigen zu müssen.

Tipps für guten Pseudocode

Damit dein Pseudocode verständlich und nützlich ist, solltest du einige Grundregeln beachten:

  • Konsistenz: Verwende durchgängig die gleiche Notation
  • Sprechende Namen: Wähle aussagekräftige Variablen- und Funktionsnamen
  • Einrückung: Strukturiere den Code durch konsistente Einrückung
  • Kommentare: Erkläre komplexe Stellen mit kurzen Kommentaren
  • Abstraktionsebene: Halte den Detailgrad konsistent
  • Zielgruppe: Passe die Sprache an deine Leser an

Pseudocode in der IT-Praxis

In der beruflichen Praxis begegnet dir Pseudocode regelmäßig. Bei Code-Reviews und technischen Diskussionen skizzieren Entwickler Lösungsansätze oft als Pseudocode auf Whiteboards oder in Chat-Nachrichten. Auch bei der Planung komplexer Systeme und der Abstimmung mit Fachbereichen ist Pseudocode ein wertvolles Kommunikationsmittel.

Für Fachinformatiker ist die Fähigkeit, Algorithmen in Pseudocode zu formulieren und zu verstehen, eine wichtige Grundkompetenz. Sie zeigt, dass du über das reine Programmieren hinaus auch konzeptionell denken und kommunizieren kannst.

Quellen und weiterführende Links