Zuletzt aktualisiert am 05.12.2025 9 Minuten Lesezeit

PCIe

PCIe (Peripheral Component Interconnect Express) ist ein serieller Hochgeschwindigkeits-Bus-Standard zur Verbindung von Erweiterungskarten mit dem Mainboard. Er hat den alten PCI-Standard abgelöst und ist heute die dominierende Schnittstelle für Grafikkarten, SSDs, Netzwerkkarten und andere Komponenten.

PCIe (Peripheral Component Interconnect Express) ist ein serieller Hochgeschwindigkeits-Bus-Standard, der Erweiterungskarten wie Grafikkarten, SSDs, Netzwerkkarten und andere Komponenten mit dem Mainboard eines Computers verbindet. Der Standard wurde 2003 eingeführt und hat den älteren parallelen PCI-Bus vollständig abgelöst.

Als IT-Auszubildender begegnest du PCIe täglich: Wenn du eine Grafikkarte in einen Gaming-PC einbaust, eine NVMe-SSD für einen Server auswählst oder eine 10-Gigabit-Netzwerkkarte installierst - all diese Komponenten nutzen PCIe als Schnittstelle. Das Verständnis der verschiedenen PCIe-Generationen und Lane-Konfigurationen hilft dir bei der Auswahl kompatibler Hardware und der Fehlersuche bei Leistungsproblemen.

Grundprinzip und Funktionsweise

Anders als der alte PCI-Bus, der Daten parallel über viele Leitungen gleichzeitig übertrug, arbeitet PCIe mit serieller Punkt-zu-Punkt-Verbindung. Jede Verbindung zwischen einer Komponente und dem Mainboard besteht aus einer oder mehreren sogenannten Lanes (Spuren). Jede Lane ist ein separater, bidirektionaler Kommunikationskanal mit eigenem Sende- und Empfangspfad.

Das serielle Design hat entscheidende Vorteile gegenüber parallelen Bussystemen:

  • Keine Synchronisationsprobleme: Bei parallelen Bussen müssen alle Datenleitungen exakt gleichzeitig ankommen. Bei hohen Frequenzen wird dies zunehmend schwieriger (Laufzeitunterschiede, Crosstalk). PCIe vermeidet diese Probleme durch serielle Übertragung.
  • Einfache Skalierung: Mehr Bandbreite wird durch Bündelung mehrerer Lanes erreicht (x1, x2, x4, x8, x16).
  • Dedizierte Verbindungen: Jedes Gerät hat seine eigene Verbindung zum PCIe-Controller, keine gemeinsame Nutzung eines Busses.
  • Hot-Plug-Fähigkeit: PCIe unterstützt das Einstecken und Entfernen von Komponenten im laufenden Betrieb (bei entsprechender Hardware- und Softwareunterstützung).

PCIe-Lanes und Slot-Konfigurationen

Die Anzahl der Lanes bestimmt die maximale Bandbreite einer PCIe-Verbindung. Gängige Konfigurationen sind x1, x4, x8 und x16, wobei die Zahl die Anzahl der genutzten Lanes angibt. Die Slots auf dem Mainboard sind entsprechend dimensioniert.

Slot-Typ Typische Verwendung Physische Länge
PCIe x1 Soundkarten, USB-Erweiterungen, einfache Netzwerkkarten Ca. 25 mm
PCIe x4 NVMe-SSDs (via M.2), RAID-Controller, 10-Gbit-Netzwerkkarten Ca. 39 mm
PCIe x8 Server-Netzwerkkarten, SAS-Controller, professionelle Capture-Karten Ca. 56 mm
PCIe x16 Grafikkarten, High-End-NVMe-SSDs, professionelle Beschleunigerkarten Ca. 89 mm

Wichtig zu wissen: Eine kleinere Karte passt immer in einen größeren Slot. Eine x1-Karte funktioniert problemlos in einem x16-Slot, nutzt dann aber nur eine Lane. Umgekehrt kann eine x16-Karte physisch nicht in einen x1-Slot gesteckt werden (außer bei offenen Slots ohne Endkappe).

Manche Mainboards bieten Slots an, die physisch als x16 ausgeführt sind, aber elektrisch nur x8 oder x4 verdrahtet sind. Diese Slots werden oft als "x16 (x4 mode)" bezeichnet. Für die meisten Anwendungen außer High-End-Grafikkarten ist dies kein Problem, aber für maximale GPU-Performance solltest du auf vollwertige x16-Anbindung achten.

PCIe-Generationen im Überblick

Seit der Einführung 2003 wurde PCIe kontinuierlich weiterentwickelt. Jede neue Generation verdoppelt die Übertragungsrate pro Lane. Die Generationen sind abwärtskompatibel: Eine PCIe-4.0-Karte funktioniert in einem PCIe-3.0-Slot, arbeitet dann aber mit der langsameren Geschwindigkeit.

Generation Einführung Transfer-Rate pro Lane Bandbreite x16 (bidirektional) Kodierung
PCIe 1.0 2003 2,5 GT/s 8 GB/s 8b/10b
PCIe 2.0 2007 5 GT/s 16 GB/s 8b/10b
PCIe 3.0 2010 8 GT/s 32 GB/s 128b/130b
PCIe 4.0 2017 16 GT/s 64 GB/s 128b/130b
PCIe 5.0 2019 32 GT/s 128 GB/s 128b/130b
PCIe 6.0 2022 64 GT/s 256 GB/s PAM4 + FEC

GT/s steht für "Gigatransfers pro Sekunde" und gibt die Rohübertragungsrate an. Die tatsächlich nutzbare Bandbreite ist etwas geringer, da ein Teil der übertragenen Daten für die Kodierung verwendet wird. PCIe 1.0 und 2.0 nutzen 8b/10b-Kodierung (20% Overhead), während ab PCIe 3.0 das effizientere 128b/130b-Verfahren zum Einsatz kommt (nur ca. 1,5% Overhead).

PCIe 3.0 - Der langjährige Standard

PCIe 3.0 war über ein Jahrzehnt der dominierende Standard in Consumer- und Enterprise-Hardware. Mit 8 GT/s pro Lane und effizienter 128b/130b-Kodierung bietet es etwa 1 GB/s pro Lane. Ein x16-Slot liefert damit rund 16 GB/s in jede Richtung - mehr als ausreichend für die meisten Grafikkarten und Erweiterungskarten dieser Generation.

PCIe 4.0 - Der aktuelle Mainstream

PCIe 4.0 verdoppelt die Bandbreite von PCIe 3.0 auf 16 GT/s pro Lane. AMD führte den Standard 2019 mit der Ryzen-3000-Serie und X570-Chipsatz ein, Intel folgte 2021 mit den Alder-Lake-Prozessoren. Besonders NVMe-SSDs profitieren von PCIe 4.0: Aktuelle Gen4-SSDs erreichen sequenzielle Leseraten von über 7.000 MB/s.

PCIe 5.0 - Die nächste Generation

PCIe 5.0 ist seit 2022 in Server-CPUs und seit 2023 in Consumer-Plattformen verfügbar. Mit 32 GT/s pro Lane bietet es erneut eine Verdopplung der Bandbreite. Die ersten PCIe-5.0-SSDs erreichen über 12.000 MB/s Lesegeschwindigkeit. Allerdings stellen die hohen Geschwindigkeiten erhöhte Anforderungen an die Signalintegrität, weshalb hochwertige Mainboards und kurze Leitungswege wichtiger werden.

PCIe 6.0 - Die Zukunft

PCIe 6.0 wurde 2022 spezifiziert und erreicht mit 64 GT/s pro Lane das Vierfache von PCIe 4.0. Um diese Geschwindigkeiten zu erreichen, wechselt die Kodierung von NRZ (Non-Return-to-Zero) zu PAM4 (Pulse Amplitude Modulation mit 4 Stufen). PAM4 kodiert zwei Bits pro Signal statt einem, was die effektive Datenrate bei gleicher Frequenz verdoppelt. Die höhere Komplexität erfordert allerdings Forward Error Correction (FEC), was die Latenz leicht erhöht. Erste Produkte werden für 2024/2025 erwartet.

Typische PCIe-Komponenten

Nahezu alle modernen Erweiterungskarten nutzen PCIe als Schnittstelle. Die wichtigsten Kategorien sind:

Grafikkarten

Dedizierte Grafikkarten sind die anspruchsvollsten PCIe-Verbraucher. Sie nutzen typischerweise x16-Anbindung, um die maximale Bandbreite für den Datenaustausch zwischen CPU und GPU zu gewährleisten. Aktuelle High-End-Grafikkarten benötigen etwa 500-600 Watt und erhalten ihre Stromversorgung zusätzlich über separate Stromkabel.

Interessant: Selbst mit PCIe 3.0 x16 sind die meisten Grafikkarten nicht bandbreitenlimitiert. Erst bei extrem schnellen GPUs und CPU-intensiven Workloads (wie 1080p-Gaming mit hohen Frameraten) zeigt sich ein messbarer Unterschied zwischen PCIe 3.0 und 4.0. Für die meisten Anwendungen reicht PCIe 3.0 x16 weiterhin aus.

NVMe-SSDs

NVMe-SSDs (Solid State Drives mit NVMe-Protokoll) nutzen PCIe direkt für die Datenübertragung und umgehen damit die Limitierungen des alten SATA-Protokolls. Die meisten NVMe-SSDs verwenden vier PCIe-Lanes (x4), entweder über einen M.2-Slot auf dem Mainboard oder eine PCIe-Steckkarte.

SSD-Generation PCIe-Version Typische seq. Lesen Typische seq. Schreiben
Gen3 NVMe PCIe 3.0 x4 3.500 MB/s 3.000 MB/s
Gen4 NVMe PCIe 4.0 x4 7.000 MB/s 5.500 MB/s
Gen5 NVMe PCIe 5.0 x4 12.000+ MB/s 10.000+ MB/s

Netzwerkkarten

Hochgeschwindigkeits-Netzwerkkarten für Server und Workstations nutzen PCIe für die Anbindung ans System. Eine 10-Gigabit-Ethernet-Karte benötigt mindestens PCIe 2.0 x4 oder PCIe 3.0 x2, während 25/40/100-Gigabit-Karten x8- oder x16-Anbindung erfordern.

RAID-Controller und HBAs

Hardware-RAID-Controller und HBAs (Host Bus Adapter) für SAS/SATA-Festplatten nutzen typischerweise PCIe x8. Sie ermöglichen den Anschluss vieler Festplatten und bieten oft hardwarebeschleunigte RAID-Funktionen mit eigenem Cache und Batteriepufferung.

M.2-Schnittstelle und PCIe

Der M.2-Formfaktor (früher NGFF - Next Generation Form Factor) ist ein kompakter Steckplatz, der besonders für NVMe-SSDs in Laptops und Desktop-Mainboards genutzt wird. M.2 kann sowohl SATA als auch PCIe als Übertragungsprotokoll nutzen - die Unterschiede sind erheblich:

  • M.2 SATA: Nutzt das SATA-Protokoll über den M.2-Steckplatz. Maximal 600 MB/s, kompatibel mit älteren SATA-SSDs im M.2-Format.
  • M.2 NVMe (PCIe): Nutzt PCIe direkt mit NVMe-Protokoll. Je nach PCIe-Generation und Anzahl der Lanes deutlich schneller (bis über 12.000 MB/s mit PCIe 5.0 x4).

Die Keying-Kerben (B-Key, M-Key oder beides) am M.2-Steckplatz bestimmen die mechanische Kompatibilität und das unterstützte Protokoll. Die meisten NVMe-SSDs haben einen M-Key, während SATA-M.2-SSDs oft B+M-Keying nutzen. Beim Kauf einer M.2-SSD solltest du prüfen, welches Protokoll dein Mainboard-Slot unterstützt.

PCIe-Lane-Aufteilung und CPU-Anbindung

Die Anzahl verfügbarer PCIe-Lanes ist durch die CPU und den Chipsatz begrenzt. Typische Desktop-CPUs bieten 16-24 Lanes direkt an der CPU (für Grafikkarte und schnelle NVMe-SSDs), während zusätzliche Lanes über den Chipsatz bereitgestellt werden. Server-CPUs wie AMD EPYC oder Intel Xeon bieten deutlich mehr Lanes (bis zu 128 oder mehr).

Praxisbeispiel Desktop-PC: Ein Ryzen 7000 bietet 28 PCIe-5.0-Lanes direkt von der CPU: 16 für die Grafikkarte, 8 für zwei M.2-NVMe-SSDs und 4 für die Chipsatz-Anbindung. Der Chipsatz (z.B. X670) stellt weitere 20+ PCIe-4.0-Lanes für zusätzliche Erweiterungskarten bereit.

Bei der Verwendung mehrerer Grafikkarten (Multi-GPU) oder vieler schneller NVMe-SSDs kann die Lane-Verfügbarkeit zum limitierenden Faktor werden. In solchen Fällen werden die x16-Slots oft im x8/x8-Modus betrieben, was für die meisten Grafikkarten keinen spürbaren Leistungsverlust bedeutet.

Fehlerbehebung und Troubleshooting

Als IT-Fachkraft wirst du gelegentlich auf PCIe-bezogene Probleme stoßen. Hier sind die häufigsten Ursachen und Lösungsansätze:

  • Karte wird nicht erkannt: Prüfe, ob die Karte vollständig im Slot sitzt und der Sicherungsmechanismus eingerastet ist. Teste den Slot mit einer anderen Karte. Überprüfe im BIOS/UEFI, ob der Slot aktiviert ist.
  • Geringere Geschwindigkeit als erwartet: Nutze Tools wie GPU-Z oder HWiNFO, um die tatsächliche PCIe-Anbindung zu prüfen. Eine x16-Grafikkarte, die nur mit x8 oder x1 läuft, deutet auf einen Kontaktproblem oder falschen Slot hin.
  • Stabilitätsprobleme: Bei hohen PCIe-Geschwindigkeiten (besonders Gen4/5) können minderwertige Riser-Kabel oder lange Verbindungswege zu Fehlern führen. Verwende hochwertige Kabel und kurze Wege.
  • BIOS-Einstellungen: Manche Mainboards erlauben die manuelle Konfiguration der PCIe-Generation (Auto/Gen3/Gen4/Gen5). Bei Kompatibilitätsproblemen kann das Heruntersetzen auf eine ältere Generation helfen.

PCIe in der IT-Ausbildung

Das Verständnis von PCIe ist für verschiedene IT-Ausbildungsberufe relevant:

Als Fachinformatiker/in für Systemintegration baust du Server und Workstations zusammen, wählst passende Hardware aus und behebst Hardwareprobleme. Du musst verstehen, welche PCIe-Generation und Lane-Konfiguration für verschiedene Anwendungsfälle benötigt wird - etwa ob ein Server ausreichend Lanes für mehrere 100-Gbit-Netzwerkkarten und NVMe-SSDs bietet.

In IHK-Prüfungen können Fragen zu PCIe auftreten, besonders im Zusammenhang mit Hardware-Auswahl, Bandbreitenberechnungen oder der Unterscheidung zwischen verschiedenen Schnittstellen. Typische Prüfungsfragen könnten die Berechnung der theoretischen Bandbreite oder den Vergleich von PCIe-Generationen thematisieren.

Quellen und weiterführende Links