Zuletzt aktualisiert am 05.12.2025 8 Minuten Lesezeit

SaaS

SaaS (Software as a Service) ist ein Cloud-Computing-Modell, bei dem Software über das Internet bereitgestellt und genutzt wird. Anstatt Programme lokal zu installieren, greifen Sie über einen Webbrowser auf die Anwendung zu. Der Anbieter kümmert sich um Hosting, Wartung, Updates und Sicherheit - Sie zahlen in der Regel ein monatliches oder jährliches Abonnement.

Das Konzept lässt sich mit dem Mieten einer Wohnung vergleichen: Sie nutzen die Infrastruktur, ohne sich um Instandhaltung kümmern zu müssen. Bekannte Beispiele sind Microsoft 365 für Office-Anwendungen, Salesforce für Kundenmanagement oder Slack für Teamkommunikation. Für IT-Fachkräfte ist SaaS ein zentrales Thema, da immer mehr Unternehmen traditionelle On-Premise-Software durch Cloud-Lösungen ersetzen.

Trotz der Vorteile bringt SaaS auch Herausforderungen mit sich, die bei der Entscheidung für oder gegen eine Cloud-Lösung berücksichtigt werden sollten.

  • Internetabhängigkeit: Ohne stabile Internetverbindung ist die Arbeit nicht oder nur eingeschränkt möglich
  • Datenschutz und Compliance: Sensible Daten liegen auf fremden Servern - die DSGVO stellt hohe Anforderungen an die Anbieterauswahl
  • Begrenzte Anpassbarkeit: SaaS-Lösungen sind standardisiert; tiefgreifende individuelle Anpassungen sind oft nicht möglich
  • Vendor Lock-in: Ein Anbieterwechsel kann schwierig sein, da Daten und Workflows eng mit der Plattform verknüpft sind
  • Langfristige Kosten: Bei langjähriger Nutzung können die Gesamtkosten die einer Kauflizenz übersteigen
  • Kontrollverlust: Änderungen an Funktionen oder Preisen werden vom Anbieter bestimmt

Sicherheit und Datenschutz

In den 1990er Jahren entstanden sogenannte Application Service Provider (ASP). Diese Anbieter hosteten Software für Unternehmen, allerdings oft als isolierte Instanzen für jeden Kunden. Der Durchbruch kam mit der Verbreitung schneller Internetverbindungen und dem Aufstieg von Salesforce, das 1999 als eines der ersten Unternehmen ein vollständig webbasiertes CRM-System anbot.

Mit der Einführung von Amazon Web Services (2006) und der wachsenden Akzeptanz von Cloud-Computing etablierte sich SaaS als dominantes Softwaremodell. Heute nutzen laut Gartner über 70% der Unternehmen weltweit SaaS-Anwendungen.

Funktionsweise von SaaS

Bei SaaS betreibt der Anbieter die komplette Infrastruktur: Server, Datenbanken, Netzwerk und die Anwendung selbst. Als Nutzer benötigen Sie lediglich einen Webbrowser und eine Internetverbindung. Die Architektur basiert typischerweise auf einer Multi-Tenant-Struktur, bei der viele Kunden dieselbe Software-Instanz nutzen, aber ihre Daten strikt getrennt sind.

Technische Architektur

SaaS-Anwendungen folgen meist einer dreischichtigen Architektur. Die Präsentationsschicht läuft im Browser des Nutzers - heute oft als Single-Page-Application mit Frameworks wie React oder Angular. Die Anwendungsschicht verarbeitet Geschäftslogik auf den Servern des Anbieters. Die Datenschicht speichert Kundendaten in skalierbaren Datenbanksystemen.

Moderne SaaS-Plattformen nutzen Microservices, Container-Technologien wie Docker und Orchestrierungstools wie Kubernetes, um flexibel zu skalieren. Bei Lastspitzen können automatisch zusätzliche Serverressourcen bereitgestellt werden.

Zugriff und Authentifizierung

Der Zugriff erfolgt über HTTPS-verschlüsselte Verbindungen. Zur Authentifizierung kommen verschiedene Methoden zum Einsatz: Benutzername und Passwort, Single Sign-On (SSO) über Protokolle wie SAML oder OAuth, sowie Zwei-Faktor-Authentifizierung. Unternehmen integrieren SaaS-Anwendungen häufig mit ihrem bestehenden LDAP- oder Active-Directory-System.

SaaS im Vergleich: IaaS, PaaS und SaaS

Cloud-Computing umfasst drei Hauptmodelle, die sich in der Abstraktionsebene unterscheiden. Das Verständnis dieser Unterschiede ist fundamental für IT-Fachkräfte.

Modell Beschreibung Beispiele Verantwortung des Nutzers
IaaS (Infrastructure as a Service) Virtuelle Server, Speicher, Netzwerk AWS EC2, Azure VMs, Hetzner Cloud Betriebssystem, Middleware, Anwendungen
PaaS (Platform as a Service) Entwicklungsplattform mit Laufzeitumgebung Heroku, Google App Engine, Azure App Service Anwendungscode und Daten
SaaS (Software as a Service) Fertige Anwendung Microsoft 365, Salesforce, Dropbox Nur Konfiguration und Nutzung

Je höher die Abstraktionsebene, desto weniger technische Verantwortung trägt der Kunde. Bei IaaS verwalten Sie noch das Betriebssystem, bei SaaS nutzen Sie lediglich die fertige Anwendung. Diese Unterscheidung ist wichtig für Entscheidungen über Datenkontrolle, Anpassungsmöglichkeiten und Compliance-Anforderungen.

Bekannte SaaS-Anwendungen

SaaS hat praktisch jeden Unternehmensbereich durchdrungen. Die folgenden Beispiele zeigen die Bandbreite verfügbarer Lösungen.

Produktivität und Zusammenarbeit

Microsoft 365 (früher Office 365) ist das bekannteste SaaS-Produkt. Es umfasst Word, Excel, PowerPoint, Outlook, Teams und weitere Anwendungen. Google Workspace bietet mit Gmail, Google Docs und Google Drive eine Alternative. Für Teamkommunikation haben sich Slack und Microsoft Teams etabliert.

Kundenmanagement (CRM)

Salesforce ist der Marktführer im CRM-Bereich und gilt als Pionier des SaaS-Modells. Alternativen sind HubSpot CRM, Pipedrive und Microsoft Dynamics 365 Sales. Diese Systeme verwalten Kundenbeziehungen, Verkaufschancen und Marketing-Kampagnen.

Unternehmensressourcen (ERP)

Auch klassische ERP-Systeme werden zunehmend als SaaS angeboten. SAP S/4HANA Cloud, Oracle Fusion Cloud und Microsoft Dynamics 365 Business Central ermöglichen Finanzwesen, Produktion und Logistik aus der Cloud. Für kleinere Unternehmen gibt es spezialisierte Lösungen wie Lexware oder sevDesk.

Entwicklung und IT-Betrieb

Auch IT-Teams nutzen SaaS intensiv: GitHub für Versionskontrolle, Jira für Projektmanagement, Datadog für Monitoring und PagerDuty für Incident Management. Diese Tools sind für moderne DevOps-Workflows unverzichtbar.

Vorteile von SaaS

SaaS bietet gegenüber traditioneller On-Premise-Software mehrere wesentliche Vorteile, die sowohl für Unternehmen als auch für Endanwender relevant sind.

  • Keine Installation erforderlich: Software ist sofort über den Browser nutzbar, ohne lokale Installation oder Konfiguration
  • Automatische Updates: Der Anbieter spielt Updates und Sicherheitspatches zentral ein - alle Nutzer arbeiten immer mit der aktuellen Version
  • Skalierbarkeit: Lizenzen können flexibel hinzugebucht oder reduziert werden, je nach aktuellem Bedarf
  • Ortsunabhängiger Zugriff: Mitarbeiter können von überall arbeiten - im Büro, im Homeoffice oder unterwegs
  • Geringere IT-Kosten: Kein eigener Server, keine Wartung, keine Hardware-Investitionen
  • Planbare Kosten: Monatliche oder jährliche Abonnements statt hoher Einmalzahlungen
  • Schnelle Bereitstellung: Neue Mitarbeiter erhalten innerhalb von Minuten Zugang

Nachteile und Herausforderungen

Die Sicherheit von SaaS-Anwendungen ist ein zentrales Thema, insbesondere für Unternehmen mit sensiblen Daten. Professionelle SaaS-Anbieter investieren erheblich in Sicherheitsmaßnahmen - oft mehr als einzelne Unternehmen für ihre lokale IT aufbringen können.

Sicherheitsmaßnahmen der Anbieter

Seriöse SaaS-Anbieter setzen umfassende Sicherheitskonzepte um: Verschlüsselung der Daten sowohl bei der Übertragung (TLS) als auch im Ruhezustand, regelmäßige Sicherheitsaudits, Penetrationstests und Zertifizierungen wie ISO 27001 oder SOC 2. Redundante Rechenzentren und automatisierte Backups schützen vor Datenverlust.

DSGVO-Konformität

Für Unternehmen in der EU ist die DSGVO-Konformität entscheidend. Bei der Anbieterauswahl sollten Sie prüfen, wo die Daten gespeichert werden. Viele amerikanische Anbieter wie Microsoft, Google und Salesforce bieten mittlerweile europäische Rechenzentren an. Ein Auftragsverarbeitungsvertrag (AVV) ist bei der Nutzung von SaaS zwingend erforderlich.

SaaS-Preismodelle

SaaS-Anbieter nutzen verschiedene Preismodelle, die sich je nach Zielgruppe und Anwendungsfall unterscheiden.

Modell Beschreibung Beispiel
Pro Nutzer Monatlicher Preis je aktivem Benutzer Microsoft 365 Business Basic: 5,60 Euro/Nutzer/Monat
Freemium Kostenlose Basisversion, kostenpflichtige Premium-Features Slack, Dropbox, Trello
Nutzungsbasiert Abrechnung nach tatsächlicher Nutzung (API-Aufrufe, Speicher) Twilio, AWS-Dienste
Flat Rate Pauschaler Preis für unbegrenzte Nutzung Einige Projektmanagement-Tools
Tier-basiert Verschiedene Pakete mit gestaffeltem Funktionsumfang Salesforce Editionen (Essentials, Professional, Enterprise)

Bei der Kostenplanung sollten Sie neben den reinen Lizenzkosten auch Schulungsaufwand, Migrationskosten und eventuelle Zusatzmodule berücksichtigen. Ein Vergleich der Gesamtbetriebskosten (TCO) über mehrere Jahre hilft bei der Entscheidungsfindung.

SaaS-Integration im Unternehmen

Die Integration von SaaS-Anwendungen in die bestehende IT-Landschaft ist eine zentrale Aufgabe für IT-Abteilungen. Moderne Unternehmen nutzen oft dutzende verschiedene SaaS-Dienste, die miteinander kommunizieren müssen.

APIs und Schnittstellen

Die meisten SaaS-Anwendungen bieten REST-APIs für die Integration. Darüber können Daten ausgetauscht, Prozesse automatisiert und Workflows verbunden werden. Beispielsweise kann ein CRM-System automatisch Kundendaten an das ERP-System übermitteln oder ein Monitoring-Tool bei Problemen automatisch Tickets im Helpdesk erstellen.

Integration Platform as a Service (iPaaS)

Für komplexe Integrationsszenarien gibt es spezialisierte Plattformen wie MuleSoft, Workato oder Microsoft Power Automate. Diese iPaaS-Lösungen ermöglichen die Verbindung verschiedener SaaS-Dienste ohne Programmieraufwand durch vorgefertigte Konnektoren und visuelle Workflow-Designer.

SaaS in der IT-Praxis

Als IT-Fachkraft werden Sie in verschiedenen Rollen mit SaaS arbeiten. Die konkreten Aufgaben variieren je nach Spezialisierung.

Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung entwickeln Integrationen zwischen SaaS-Anwendungen, erstellen Erweiterungen über APIs und bauen eigene SaaS-Produkte. Kenntnisse in REST-APIs, OAuth und JSON sind dabei unverzichtbar. Fachinformatiker für Systemintegration kümmern sich um die Administration von SaaS-Anwendungen: Benutzer- und Rechteverwaltung, SSO-Konfiguration, Datenmigration und Compliance-Dokumentation.

Kaufleute für IT-System-Management beraten bei der Anbieterauswahl, vergleichen Preismodelle und koordinieren Einführungsprojekte. Sie behalten den Überblick über alle genutzten SaaS-Dienste und deren Kosten - eine Aufgabe, die angesichts wachsender SaaS-Landschaften immer wichtiger wird.

Quellen und weiterführende Links